Wildeshausen Das erste transistorgesteuerte Hörgerät kam 1952 auf den Markt, heute vor 65 Jahren. Das waren analoge Hörgeräte, die die Größe einer Westentasche hatten. Jetzt sind die kleinen Helfer kaum noch sichtbar. Die NWZ fragte in Wildeshauser Fachgeschäften nach, was sich in Sachen Technik getan hat.
Wer ein Defizit am Hörvermögen hat, merkt es häufig erstmal nicht. „Meist merken es andere in der Familie“, sagt Christian Harting, Geschäftsführer von Harting Hören und Sehen. Nämlich dann, wenn der Betroffene den Fernseher oder das Radio immer lauter stellt.
Seit 16 Jahren ist Christian Harting Spezialist, wenn es ums Hören geht. Seitdem habe sich viel verändert auf dem Markt, sagt er. Waren früher noch mechanische Bauteile in einem beigen, großen Gehäuse verbaut – an denen man für Einstellungen schrauben musste – besteht das Hörgerät heute aus einem kleinen Computer. Vom Analogen zum Digitalen – „Das war in den letzten 20 Jahren ein großer Schritt.“ Auch der Klang sei von höherer Qualität. „Wie beim Unterschied von Kassette zu CD“, vergleicht Harting.
So sieht es auch Ute Rademacher, Geschäftsführerin vom Hörakustiker Rademacher Hören und Sehen. Früher habe es maximal drei bis vier Einstellungen gegeben, um das Hörvermögen zu verbessern, erklärt sie. Diese könnten heutzutage viel individueller gestaltet werden. Ein großer Fortschritt sei auch die Ohr-zu-Ohr-Synchronisation. Darüber hinaus könnten die Hörgeräte mit dem Smartphone verbunden werden.
Nach den Erfahrungen der Hörgeräteakustiker wird die Kundschaft jünger. Nicht, weil sie früher Probleme mit dem Hören bekommen, sondern weil das Hörgerät „gesellschaftsfähig“ geworden ist, so Christian Harting. Auch für den Betroffenen ist das Tragen eines Hörgerätes komfortabler geworden. „Das Hörgerät wird so programmiert, dass es die Einstellungen automatisch regelt. Es erkennt unterschiedliche Hörsituationen, zum Beispiel Sprache in Ruhe oder Sprache in geräuschvoller Umgebung, und stellt sich automatisch so ein, dass der Gesprächspartner bestmöglich aus der Geräuschkulisse hervorgehoben wird“, erklärt Rademacher.
Was sich allerdings nicht verändert hat: Um sich vor Schwerhörigkeit zu schützen, sollte man einen Gehörschutz benutzen, wenn es laut wird, raten die Experten.
Auslöser für Schwerhörigkeit könne neben Lärmeinflüssen ebenso ein Knalltrauma sein, weiß Christian Harting. Ein guter Rat für alle Böllerfreunde wäre für die bevorstehende Silvesternacht also: Immer schön weit werfen.