Wilhelmshaven Am Wachstum der Stadt Wilhelmshaven im ausgehenden 19. Jahrhundert kann man die Geschichte des Deutschen Reiches exemplarisch nachvollziehen. Die 1870 in Betrieb genommenen Hafenanlagen genügten zehn Jahre später nicht mehr den Anforderungen, und 20 Jahre später schon gar nicht mehr, als Wilhelm II. Deutscher Kaiser geworden war.
Der Kaiser förderte den Ausbau der Flotte. Deutschland war dabei, Kolonien zu erwerben, was wiederum den Schutz des Seehandels erforderte – und größere Kriegsschiffe. So veränderte sich der Hafen. Die Marine hatte eine weitere Einfahrt gefordert. Die wurde westlich der vorhandenen gebaut und mündete in den Verbindungshafen, in den wiederum der Ems-Jade-Kanal (gebaut 1880 bis 1888) mündete.
Die Hochrüstung auf See erforderte wiederum Großkampfschiffe, für die zwischen 1900 und 1909 der Hafen erweitert und um eine dritte Einfahrt ergänzt wurde. Die Belegschaft der Werft wuchs von 500 im Jahr 1871 auf 8300 bis 1910. Die Einwohnerzahl stieg von 17 400 (1900) auf knapp 20 000 (1910). In den oldenburgischen Nachbargemeinden stieg die Bevölkerung noch stärker: Von 27600 (1900) auf 46 200 (1910).
Die Stadt konnte investieren in öffentliche Einrichtungen: Straßenbahn, Friedhof, Schlachthof und Schulen. 1911 schlossen sich die oldenburgischen Gemeinden Bant und Neuende sowie die Stadt Heppens zur Stadt Rüstringen zusammen.
Politisch dominierten Ende des 19. Jahrhundert die Nationalliberalen in Wilhelmshaven. In Bant und Heppens hatten die Sozialdemokraten ihre Hochburgen. Während in den preußischen Vierteln großzügige Wohn- und Geschäftsbauten entstanden, baute der Ziegeleibesitzer Adolph de Cousser eine Kolonie für Werftarbeiter.
Teil 1 der Serie unter: bit.ly/150-jahre-wilhelmshaven