Berlin Wer sich in den frühen 2000er Jahren eine Solaranlage aufs Dach schraubte oder sein Geld in Windparks steckte, durfte sich Pionier der Energiewende nennen. Die Besitzer alter Ökostrom-Anlagen stehen nun vor einem Problem: Für die ersten läuft Ende des Jahres die Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) aus. Denn die ist auf 20 Jahre begrenzt.
Solar- und Windbranche warnen, dass Anlagen zu Tausenden vom Netz gehen könnten, was den Umstieg von Atom- und Kohlestrom auf erneuerbare Energien ausbremsen würde.
Begrenzt auf 20 Jahre
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat das Thema auf dem Schirm. Es werde mit der EEG-Novelle angegangen, teilte sein Ministerium auf Anfrage mit. Ein Entwurf soll nach der Sommerpause kommen. Die Verhandlungen dürften schwierig werden, es gibt viel zu viele Regeln – die „Ü-20-Anlagen“ sind nur eine von vielen Baustellen. Über die EEG-Umlage, die Verbraucher mit der Stromrechnung zahlen, werden Ökostrom-Anlagen gefördert – aber nur 20 Jahre lang. In den kommenden Jahren fallen also immer mehr Anlagen aus der Förderung.
Im ersten Jahr sind nach Angaben des Ministeriums etwa 18 300 Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 72 Megawatt betroffen – das ist nicht viel, allein 2019 wurde mehr als das 50-Fache dieser Leistung neu zugebaut. Erst ab 2025 seien erste anlagenstarke Jahrgänge betroffen.
Bei den Windrädern sind es laut Ministerium etwa 3700 Megawatt installierte Leistung verteilt auf etwa 4900 Anlagen. Die Branche selbst spricht von rund 6000 betroffenen Windrädern.
Wer bisher Sonnenstrom ins Netz eingespeist hat und dafür Geld bekam, kann den Strom künftig entweder selbst nutzen oder direkt vermarkten. Die nach Auslaufen der EEG-Förderung vorgeschriebene Direktvermarktung lohnt sich nach Einschätzung des Bundesverbands Solarwirtschaft für die meisten sehr kleinen Altanlagen bisher nicht – weshalb die Gefahr bestünde, dass die Anlagen abgebaut würden oder aber „wild“, also illegal, einspeisten. Daher solle die Direktvermarktung vereinfacht werden.
Fokus auf mehr Leistung
Politik und die Branche legen bei Windenergie auch viel Wert aufs „Repowering“ – das Ersetzen alter Anlagen durch neuere, meist größere, die viel mehr Strom produzieren.