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Fahrverbote Für Diesel-Autos Die merkwürdigen Allianzen der Deutschen Umwelthilfe


Den Diesel immer im Visier: Der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch, demonstriert mit einer Atemschutzmaske gegen Diesel-Abgase. 
DPA/Andreas Arnold

Den Diesel immer im Visier: Der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch, demonstriert mit einer Atemschutzmaske gegen Diesel-Abgase.

DPA/Andreas Arnold

Berlin - Fast jeder kleine Dorfverein hat mehr Mitglieder: Mit knapp über 270 Mitgliedern ist die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) ein vergleichsweise überschaubarer Verein: Doch der kleine Öko-Verband verbreitet derzeit mehr Angst und Schrecken in der mächtigen Autoindustrie und bei Autofahrern als Greenpeace und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zusammen.

Fiel die DUH in der Vergangenheit nur durch ihre Abmahngeschäfte auf, so wurde sie jetzt richtig bekannt durch ihre Klagen gegen Städte, um Fahrverbote für Dieselfahrzeuge durchzusetzen. DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch gilt in Deutschland mittlerweile als der „Diesel-Terminator“, der die deutsche Autoindustrie unter Generalverdacht stellt und erst dann Ruhe gibt, wenn nicht mehr ein einziger Selbstzünder die deutschen Straßen befährt.

Woher kommt das ganze Geld?

Der Einfluss des kleinen Vereins ist bemerkenswert. Immerhin wies er in seinem bislang aktuellsten Geschäftsbericht von 2015 Einnahmen von acht Millionen Euro aus. Mit so viel Geld im Hintergrund relativiert sich auch so manches Prozessrisiko. Doch woher kommt das ganze Geld? Zum einen floriert offenbar das Geschäft mit den Abmahnungen. Mehrere Mitarbeiter der Umwelthilfe sind ständig im Einsatz und durchforsten das Internet nach Angeboten von Unternehmen mit vermeintlichen Verstößen gegen Verordnungen und Gesetze.

Ein nicht unerheblicher Teil der DUH-Einnahmen besteht aus Spenden (16,7 Prozent), der wesentliche Anteil davon stammt erstaunlicherweise aus der Industrie und – wer hätte das gedacht? – auch aus der Autoindustrie. 80.000 Euro erhält die Umwelthilfe seit Jahren von Toyota. Die Japaner finanzieren den regelmäßigen „Dienstwagencheck“ des Vereins, bei dem die Fahrzeuge von Politikern und hohen Beamten auf ihre Umweltverträglichkeit unter die Lupe genommen werden. Toyotas findet man eher selten darunter. Dass die DUH schon einmal einen Toyota testen ließ, ist jedenfalls nicht bekannt geworden.

Pikant ist die merkwürdige Allianz auch vor dem Hintergrund, dass der Diesel im Fahrzeugpark von Toyota eine eher untergeordnete Rolle spielt und der japanische Global Player insofern weniger negativ von der Dieselhatz der Umwelthilfe betroffen ist als die deutsche Konkurrenz: Toyota dürfte im Wettbewerb mit VW, BMW und Mercedes von der Unsicherheit der Verbraucher durch mögliche Fahrverbote mit seinem breiten Elektro- und Hybridangebot eher profitieren. Geld gibt es außerdem von der „ClimateWorks“-Foundation aus den USA. Hauptgeldgeber dieser Stiftung ist die Henry Ford Foundation.

Hilfe aus der Politik

Die Deutsche Telekom hatte ebenfalls jahrelang eng mit der Deutschen Umwelthilfe zusammengearbeitet. Der für den Verein lukrative Deal ist seit diesem Sommer Geschichte: Der Telekom war die DUH in ordnungspolitischen Fragen zu aggressiv aufgetreten, berichtete das Handelsblatt. Man habe „Änderungswünsche“ gehabt, die von der DUH aber nicht akzeptiert worden waren. Der Telefonriese habe daraufhin eine feste jährliche Basisspende von 125.000 Euro eingefroren. Der Verein reagierte wegen „massiver Einmischung in die Vereinspolitik“ mit einer Kündigung der langjährigen Kooperation.

Auch die Politik hat der Umwelthilfe schon kräftig unter die Arme gegriffen: So hat das Land Hessen der DUH zwischen 2014 und 2016 Aufträge in Höhe von 95.000 Euro vermittelt, wie aus einer „Kleinen Anfrage“ der hessischen FDP hervorgeht. Geld kommt zudem aus der Justiz: Aus verhängten Geldstrafen wurden der Deutschen Umwelthilfe im Haushaltsjahr 2015 immerhin fast 160.000 Euro zugewiesen.

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