Berlin Der Medienkonzern Axel Springer will sich nach rund 35 Jahren von der Börse zurückziehen. Für das sogenannte Delisting werde ein Antrag bei der Frankfurter Wertpapierbörse gestellt, teilte das Unternehmen am späten Donnerstagabend mit.
Der Konzern mit Sitz in Berlin vereinbarte im vergangenen Jahr eine strategische Partnerschaft mit dem US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts (KKR). Ziel ist es, noch schneller und stärker in den digitalen Geschäften zu wachsen.
Neben den journalistischen Inhalten unter anderem mit den Marken „Bild“ und „Welt“ betreibt der Konzern mit mehr als 16 000 Mitarbeitern schon länger digitale Rubrikengeschäfte. Die Mehrheit der Umsätze wird im Digitalen erwirtschaftet.
Die Aktionäre haben vor dem geplanten Rückzug von der Börse die Möglichkeit, ihre Anteile an KKR zu verkaufen. Konkret geht es um einen Aktien-Streubesitz von 3,6 Prozent.
Die Aktionärsstruktur sieht so aus: Die Witwe des Verlagsgründers, Friede Springer, und Vorstandschef Mathias Döpfner halten zusammen rund 45,4 Prozent des Grundkapitals von Axel Springer. Der Mitteilung zufolge wollen sie beim Delisting-Angebot keine von ihnen direkt oder indirekt gehaltenen Aktien verkaufen.
KKR hatte im vergangenen Jahr mit einem Übernahmeangebot an Aktionäre einen großen Teil erworben. Zusammen mit begleitenden Erwerben hält KKR nun rund 44,9 Prozent der Aktien.
An den US-Finanzinvestor hatten auch die Enkel des Verlagsgründers, Ariane Melanie Springer und Axel Sven Springer, einen Teil ihrer Beteiligungen verkauft. Zusammengerechnet liegen ihre verbliebenen Anteile nun bei sechs Prozent. Dabei soll es auch bleiben. Eine Sprecherin von KKR sagte am Freitag: „Die Enkel werden ihre Aktien nicht in das Delisting-Angebot einliefern. Sie wollen den Wandel des Unternehmens weiter begleiten.“ Das bestätigte auch der Springer-Konzern. KKR will den Aktionären 63 Euro je Aktie in bar bieten – das entspricht dem Preis, den KKR beim Übernahmeangebot 2019 geboten hatte. Dann fehlt formal noch eine „begründete Stellungnahme“ von Vorstand und Aufsichtsrat.
Der Geschäftsführer der Frankfurter Börse, Cord Gebhardt, erläuterte, dass pro Jahr rund 20 Firmen die Börse verlassen. Dass sich ein Unternehmen auf Eigenwunsch von dem Handelsplatz zurückzieht – so wie es Springer nun vorhat –, „kommt hingegen nicht so häufig“ vor, sagte er. Die Axel Springer Aktie ist seit 1985 börsennotiert. Insgesamt gibt es rund 107,9 Millionen Stückaktien.