Oldenburg Die Autoindustrie in der Region hat davor gewarnt, den Nordwesten als bedeutenden Standort für die Kraftfahrzeugbranche nicht aus den Augen zu verlieren. „Wenn es um das Thema Auto geht, sollte der Blick in Niedersachsen nicht nur auf Wolfsburg und Hannover gerichtet sein“, sagte Matthias Brucke, Clustermanager des Netzwerks Automotive Nordwest im Gespräch mit dieser Zeitung.
Aktuell richtet das Land Niedersachsen etwa eine Geschäftsstelle „Industrie 4.0“ in Hannover ein. „Wir würden uns wünschen, dass dieses Thema, das den niedersächsischen Mittelstand sehr betrifft, nicht nur in Hannover betreut wird, sondern auch vor Ort“, so Brucke.
Das Netzwerk hatte jetzt Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies zu einem „Zuliefererdialog Automobilindustrie“ nach Oldenburg eingeladen. Der SPD-Politiker musste aus terminlichen Gründen allerdings kurzfristig absagen. Automotive Nordwest wurde 2008 als Cluster der Metropolregion gegründet, 2009 als Verein organisiert und hat heute 70 Mitglieder.
Brucke wies darauf hin, dass allein im nordwestlichen Niedersachsen und Bremen rund 90 000 Menschen in der Autobranche tätig seien. Mit den Volkswagen-Werken in Emden und Osnabrück und dem Mercedes-Werk in Bremen gebe es allein drei bedeutende Produktionsstandorte, dazu kämen zahlreiche Zulieferer. Zwei Drittel aller Fahrzeuge hierzulande würden über die Häfen in Bremerhaven und Emden exportiert.
Nach Einschätzung von Brucke ist die Autoindustrie in Deutschland und im Nordwesten gut aufgestellt. „Die Branche steht insgesamt gut da, vor allem weil der Export brummt“, sagte er.
Sorge bereite der Branche aber die mit der Einführung des Mindestlohns einhergehende Bürokratie. „Das ist ein verwaltungstechnischer Super-GAU, gerade für unsere mittelständischen Mitglieder“, sagte Brucke.
Kritisch sieht der Clustermanager auch die Entwicklung in Sachen Elektromobilität. „Ein paar Busspuren freizumachen ist nicht wirklich ein ausreichendes Signal“, findet Brucke. Um mehr Elektroautos auf die Straße zu bringen, sei es notwendig, „echte Kaufanreize“ zu bieten und die Infrastruktur deutlich zu verbessern.