Brake/Elsfleth - Kapitän Heinz Schumacher besitzt ein profundes Fachwissen, das er in seinen zurückliegenden Berufsjahren erfolgreich eingesetzt hat. Als Schlepperkapitän hat der Elsflether so manche brenzlige Situation gemeistert. Acht Schlepper, darunter der Seeschlepper „Elsfleth“, gehörten zu seiner Firma. Darunter waren auch drei eisbrechende Schlepper, mit denen er fast 30 Jahre lang für die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Hannover im Einsatz war. Auch fürs Braker Hafenamt fuhr der heute 83-Jährige, der sein Kapitänspatent auf der Elsflether Seefahrtsschule erworben hatte.

Weil Heinz Schumacher mit dem Geschehen vertraut ist, wurmt es ihn tüchtig, dass der Schlepper „Braksiel“ im Braker Binnenhafen vor sich hin dümpelt. Als die Braker Seeschleuse saniert wurde, hätte die „Braksiel“ nicht eingesetzt werden können zur Brandbekämpfung oder zur Gefahrenabwehr, betont der 83-Jährige. Mit Steuergeldern gebaut, käme das Schiff nur selten zum Einsatz, stellt er fest. Dass die „Braksiel“ für derlei Aufgaben aber gar nicht bestimmt sei, merkte Franziska Walther von Niedersachsen Ports in Brake auf Nachfrage der NWZ an (siehe Info-Kasten).

Für Heinz Schumacher hat die „Braksiel“ einen falschen Liegeplatz. Er möchte das Schiff, das 1976 auf der Arminius-Werft in Bodenwerder gebaut wurde, vielmehr für Notfälle an einer ganz anderen Stelle wissen: „Man könnte die Braksiel bei der Elsflether Werft stationieren. Mit Werftleuten besetzt, wäre sie auf Hunte und Weser schnell einzusetzen“, sagt er.

Heinz Schumacher ist Schlepperkapitän in dritter Generation. Sein Großvater Zurmühlen Schumacher habe den ersten Dampfschlepper namens „Pfeil“ betrieben, erzählt er. Den Familienbetrieb hat Heinz Schumacher dann im Jahr 1962 von seinem Vater Johann Rudolf übernommen. Und sein Wissen ist nach wie vor gefragt, zumal er einen großen Fundus an Ereignissen vorhalten kann. So habe er den ersten Dampfer, der vor 60 Jahren auf der Elsflether Werft vom Stapel lief, gemeinsam mit einem Braker Hafenschlepper verholt, erinnert er sich. Braker Hafenkapitän sei damals Peter Töllner gewesen. Auch habe er als Schlepperkapitän Sektionen für Fassmer, Abeking & Rasmussen sowie Lürssen geschleppt und Neubauten verholt.

An eine Episode erinnert er sich noch gut. „Ein 67 Meter langes Küstenmotorschiff von der Sietas-Werft war in der Nordsee havariert“, sagt er. Das Schiff war auf Borkum Riff aufgelaufen und im Vorschiff Leck geschlagen. „Ich habe den Havaristen rückwärts in die Jade geschleppt“, schmunzelt Heinz Schumacher. Das Vorschiff war unter Wasser. Die Revierzentrale hatte zwar ein Einlaufverbot verhängt, er habe das Schiff dennoch gerettet. Das Schiff wäre untergegangen, ist er heute noch überzeugt. „Das war vor 50 Jahren“, sagt er.


In Spitzenzeiten waren bei Heinz Schumacher rund 20 Mitarbeiter beschäftigt. „Wir waren immer einsatzbereit“, merkt er an. Er habe für Wasser- und Schifffahrtsämter gearbeitet, Eis auf dem Mittellandkanal, dem Dortmund-Ems-Kanal oder auch auf dem Elbe-Seitenkanal gebrochen. Bei J. Müller wurden die Schlepper eingesetzt und wenn ein Schiff auf der Hunte havarierte, dann war es Heinz Schumacher mit seiner Crew, die das Schiff wieder flott bekamen. Er kritisiert, dass die heutigen großen Schlepper durch ihren Tiefgang nicht mehr in der Lage wären, Hunte aufwärts zu fahren, um zu helfen. Er habe jährlich um die fünf Schiff auf der Hunte freigeschleppt.

Doch es gibt ja noch seine ehemaligen Schlepper „Huntetug“, „Rysum“ und „Wilgum“, die nun unter der Flagge der Shiptec Industrial & Shipyard Technologies GmbH fahren. Die Firma hat ihren Sitz in Elsfleth, Am Tidehafen 3. Diese drei Schlepper mit einem Tiefgang von unter 2,50 Metern sind prädestiniert für einen Einsatz auf der Hunte. Das haben sie unter der Schumacher-Flagge jahrelang bewiesen. Diese Flotte war auch im Winter wieder in ihrem altbewährten Einsatz.

Heinz Schumacher ist Schlepperkapitän mit Leib und Seele. Die heutigen Decksleute auf den Schleppern würden wohl nicht mehr über die Erfahrungen seiner Generation verfügen, sinniert der 83-Jährige. Bei der Havarie des Frachtschiffs „Pallas“ beispielsweise, das im Oktober 1998 vor der schleswig-holsteinischen Nordseeküste nahe der Insel Amrum auf Grund gelaufen war, hätte er anders gehandelt. Die Meinung eines Experten sei aber nicht erwünscht gewesen.

Ulrich Schlüter
Ulrich Schlüter Redaktion Brake