Cloppenburg - Erstmals in der Geschichte der Stadt Cloppenburg soll der Klimaschutz eine verbindliche Rolle bei der Errichtung von Neubauten spielen. Das haben die Fraktionen von CDU/FDP/Zentrum, SPD, UWG, Bündnis 90/die Grünen und Sozialliberales Cloppenburg am Montag bei der Stadtratssitzung gemeinsam beschlossen.
Unter anderem sollen Grundstücke demnächst so geschnitten und ausgerichtet sowie Dächer so konstruiert werden, dass Solarenergie grundsätzlich möglich ist. Der Energiestandard orientiert sich an dem ehrgeizigen und aufwendigen KfW-40-Niveau – das müssen Bauherren nach Fertigstellung ihres Hauses auch nachweisen. „Wer bauen will, muss sich intensiv mit Energiestandards befassen und fachliche Beratung in Anspruch nehmen“, erklärte Grünen-Fraktionschef Michael Jäger. Ihm sei zudem klar, dass das Vorhaben auch ein Mehr an Personal im Rathaus bedeute.
Lediglich das fraktionslose Ratsmitglied Dr. Hermann Bergmann (Bürgerbündnis) sprach sich gegen das Vorhaben aus, weil es nicht nur dem Umweltschutz diene, sondern Bauen auch noch einmal deutlich teurer mache. Bergmann sprach von rund 15 Prozent. Damit werde der kleine Mann daran gehindert, sich seinen Traum vom Eigenheim zu erfüllen, während Gutbetuchte bevorzugt würden.
Grünen-Chef Jäger wies die Zahlen von Bergmann als völlig überzogen zurück. Zudem könnten Bauwillige für ein KfW-40-Haus von der Kreditanstalt für Wiederaufbau Darlehen bis zu 100 000 Euro – zu einem Zinssatz von 0,75 Prozent – und einen Zuschuss von 24 000 Euro bekommen. Außerdem dürften sich die neuen Hausbesitzer über wesentlich niedrigere Heizkosten freuen.
Die beschlossenen Kriterien sollen zunächst einmal in den neuen Baugebieten „Krapendorfer Kämpe“, „südlich Freesienstraße/Ziegelhofstraße“ und „nördlich Cappelner Damm/östliche Efeustraße“ Anwendung finden. Ob das Vorhaben erfolgreich ist, soll regelmäßig überprüft werden. Genauso, ob Bauwillige in die Nachbargemeinden abwandern. Dann solle gegebenenfalls nachjustiert werden, hieß es. Erstmalig wird dazu im Herbst dieses Jahres berichtet.
Das hält auch der CDU/FDP/Zentrum-Fraktionsvorsitzende Hermann Schröer für sinnvoll, um die Bedenken bezüglich der Baukostensteigerungen im Blick zu haben. Gleichwohl halte er, so Schröer, „die Umwelt für die nächste große Herausforderung nach der Corona-Pandemie“.