Wildeshausen - „Solange ich einen Handstand machen kann, steh ich in der Halle und zeige Kindern, wie es geht.“ Mit einem simplen Satz fasst Ute Dietz das zusammen, wofür sie seit 26 Jahren in Wildeshausen bekannt ist: ehrenamtliches Engagement. Die 56-Jährige ist nur ein Beispiel für freiwilligen Einsatz und steht dennoch genau für jene Leute, die an diesem Donnerstag – dem Internationalen Tag des Ehrenamts – gewürdigt werden sollen.
Ein anderes Beispiel ist die Wildeshauser Tafel mit ihrem Vorsitzenden Peter Krönung. Rund 90 Mitarbeiter sammeln ständig Lebensmittel von örtlichen und regionalen Unternehmen ein, fahren mit dem Essen durch das Oldenburger Land, um bedürftigen Personen zu helfen. Zudem organisiert die Tafel wöchentliche Warenausgaben sowohl in Wildeshausen als auch in Ahlhorn.
„Die Motivation erhalten unsere Ehrenamtlichen aus den täglichen Rückmeldungen“, berichtet Krönung. Die steigenden Kundenzahlen seien ein Indiz dafür, wie wichtig die Arbeit der Tafel sei. Die vielen Mitarbeiter würden mit ihrem freiwilligen Einsatz Aufgaben des Staates übernehmen, denen dieser nicht mehr gerecht werden kann. „Leider sieht die Altersstruktur so aus, dass wir im Schnitt Mitarbeiter um die 65 Jahre haben“, sagt Krönung. Jüngere Ehrenamtliche würden fehlen, man sei auf der ständigen Suche nach Nachwuchs. „Die Ansprüche an unsere Freiwilligen sind gewachsen über die Jahre. Die Arbeit ist mehr geworden, dennoch gibt es viele, die mit Spaß und Einsatz helfen wollen“, sagt Krönung.
„Ich denke eigentlich gar nicht so genau darüber nach, was mich genau motiviert, ehrenamtlich tätig zu sein“, erklärt indes Ute Dietz, die beim VfL Wildeshausen eine Vielzahl an Sportgruppen für Kinder betreut und bei Kooperationen an Schulen Sportstunden für Mädchen und Jungen leitet. Es gehe ihr letztlich darum, etwas Gutes für Kinder und Jugendliche zu tun, ihnen ein Angebot zu machen, sich sportlich zu beteiligen und zu bewegen und somit auch Präventionsarbeit zu leisten. Dass der Sport Grenzen überwinden kann, dass Migranten, übergewichtige und beeinträchtigte Personen gemeinsam aktiv sein können, habe sie stets fasziniert und motiviert. „Vereinsarbeit ist so breit gefächert, dass das viel Zeit in Anspruch nimmt“, beschreibt Dietz ihr Ehrenamt. Dieses habe sich über die vielen Jahre verändert, sei arbeitsintensiver und anstrengender geworden, auch weil der Nachwuchs und finanzielle Mittel fehlen.
Doch was reizt dann noch am Ehrenamt? „Ich bin einfach da, wo ich gebraucht werde. Es macht mir Spaß“, sagt Ute Dietz. An Aufhören habe sie noch nie gedacht, ihr Tagesablauf sei streng durchstrukturiert. „Ohne die Unterstützung der Familie, die ich immer hatte, ist das alles nur schwer möglich“, erklärt die Berufspädagogin.
Seit 1986 gibt es den Internationalen Tag des Ehrenamts. Er wurde von der UN ein Jahr zuvor beschlossen. Der Gedenk- und Aktionstag zur Anerkennung und Förderung ehrenamtlichen Engagements wird jedes Jahr am 5. Dezember gefeiert. In Deutschland ersetzt er den Tag des Ehrenamts, der früher am 2. Dezember begangen wurde. An diesem Tag wird auch der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland an engagierte Personen vergeben.