Diekmannshausen - Wie lässt sich gereinigtes Abwasser für industrielle und gewerbliche Zwecke aufbereiten und wieder verwenden? Welchen Bedarf gibt es? Und welchen Nutzen hat dies für Umwelt und Natur? Darüber informierten sich die Bürgermeister Michael Kurz (Brake), Christoph Hartz (Ovelgönne), Brigitte Fuchs (Elsfleth), Klaus Rübesamen (Stadland), Stephan Eiklenborg (Sande) sowie die stellvertretenden Bürgermeister Gerd Langhorst (Rastede) und Rolf Hinrichs (Westerstede) in der Kaskade in Diekmannshausen.

Zu dem Workshop eingeladen hatte der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV). Der Verband arbeitet an einem Bundesforschungsprojekt mit dem Titel „Multi-ReUse“. Partner sind dabei unter anderem die Stadt Nordenham und das Forschungsinstitut für Wasserwirtschaft IWW in Mülheim an der Ruhr. Mit einer Pilotanlage auf dem Klärwerksgelände in Nordenham wird erforscht, wie Wasser für spezielle Bedürfnisse aufbereitet und dem Gewerbe zur Verfügung gestellt werden kann.

„Die Rekordabgaben im Jahr 2018 zeigen, dass wir in unterschiedliche Richtungen schauen müssen, um den Wasserbedarf der Zukunft decken zu können. Dafür müssen wir insbesondere den industriellen Bedarf in den Blick nehmen“, sagte Axel Frerichs, stellvertretender Geschäftsführer des OOWV. Durch Hitze und Trockenheit war der Wasserverbrauch deutlich gestiegen. So gaben die 15 Wasserwerke in der Tagesspitze rund 335 000 Kubikmeter Trinkwasser ab – üblich sind 230 000 Kubikmeter.

„Es ist nicht immer Trinkwasserqualität erforderlich, um beispielsweise Anlagen zu kühlen“, erklärte OOWV-Projektleiterin Kerstin Krömer. Für Spülprozesse sei beispielsweise eine andere Wasserqualität erforderlich als für den Betrieb von Dampfkraftanlagen. „Bislang reicht die Qualität von gereinigtem Abwasser aus Kläranlagen aus, um es in Flüsse und Meere einzuleiten.

Technisch ist heute mehr möglich, um höhere Qualitätsanforderungen zu erfüllen“, sagte Krömer. In den Versuchen gehe es auch um Entsalzung und die Härte von Wasser. In den Versuchen werden mit Hilfe hochmoderner Technik feinste Schwebstoffe aus dem gereinigten Abwasser entfernt. Eine Ultrafiltration beseitigt unter anderem Bakterien und größere Wassermoleküle.


Der OOWV hofft durch die spezielle Aufbereitungstechnik auf spürbare Effekte beim Schutz der Grundwasserressourcen. „Wir sehen die Möglichkeit, je nach Standort rund eine Million Kubikmeter Trinkwasser durch aufbereitetes Abwasser für industrielle Zwecke zu ersetzen. Wir haben es also mit einer signifikanten Größe zu tun. Insofern sind die Erkenntnisse aus dem Projekt schon heute sehr wertvoll“, sagte Kerstin Krömer. IWW-Geschäftsführer Wolf Merkel ergänzte: „Es geht ausdrücklich nicht um die Aufbereitung von gereinigtem Abwasser zu Trinkwasser. Es geht darum, der Industrie, Landwirtschaft, dem Gewerbe und der Bevölkerung den Nutzen solcher Verfahren zu vermitteln und somit die notwendige Akzeptanz zu entwickeln.“

Die Bürgermeister begrüßten das Projekt. „Die Veranstaltung bietet uns einen großen Mehrwert. Denn einerseits benötigt auch bei uns der Bereich Stahlguss erhebliche Wassermengen zu Kühlzwecken, was in diesem Zusammenhang von Interesse ist. Andererseits ist der Schutz der Ressourcen eine gesellschaftliche Aufgabe“, sagte Bürgermeister Stephan Eiklenborg aus Sande.

Christoph Hartz aus Ovelgönne hat bereits eine Akzeptanz in der Gesellschaft für die Wiederverwendung von Wasser wahrgenommen: „Die Verwendung von Regenwasser für Toilettenspülungen beispielsweise ist ein großes Thema bei Hausbauern. Auf diese vorhandene Offenheit muss aufgebaut werden.“ Brakes Bürgermeister Michael Kurz freute das Engagement: „Der OOWV leistet mit seinen Partnern in der Wesermarsch Pionierarbeit, die je nach Standortbedingungen einen Nutzen bietet. Die Ressource Wasser wird knapper. Deshalb kann ich nur begrüßen, dass neue Wege der Nutzung gefunden werden. Hier werden Potenziale gehoben, die den Schutz der Ressourcen erheblich verbessern können.“

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt im Rahmen des Programms „Forschung für nachhaltige Entwicklung“ (Fona). Hierzu gehört die Fördermaßnahme „WAVE“, das die Entwicklung zukunftsfähiger Technologie und Konzepte zur Erhöhung der Wasserverfügbarkeit durch die Wiederverwendung und Entsalzung von Wasser zum Ziel hat. Die Gesamtkosten für das dreijährige Projekt in Nordenham belaufen sich auf rund 2,8 Millionen Euro.