Bookholzberg - 26 Grad Lufttemperatur, strahlender Sonnenschein, flirrender Frühling. Normalerweise sind die Eisdielen an so einem Tag gut besucht. Nicht so an der Stedinger Straße in Bookholzberg. Am Mittwochnachmittag sind nur wenige Plätze besetzt. „Die Baustelle“, raunt die freundliche Bedienung am Tresen des „San Remo“ nur – und rollt mit den Augen.

„Die Baustelle“, damit ist die Sanierung der B 212 auf einer Länge von 440 Metern im Ortskern gemeint. Im Februar haben die Bauarbeiten begonnen – mit teils erheblichen Auswirkungen für die Anlieger. „Wir sind seit 20 Jahren hier“, sagt Wirt Marauge Celik vom „Alfa Grill“, „aber diese Baustelle macht uns richtig Stress.“ Umsatzeinbußen von rund 30 Prozent an Wochentagen habe sein Lokal zu beklagen. Vor allem treue Kunden aus der Wesermarsch bleiben weg, sagt Celik.

Kaum anders die Situation beim benachbarten Blumengeschäft. „Wir sperren das Umland weg“, sagt Andrea Helbig von der „Blumenfee“. Sie ändert die Öffnungszeiten und schließt ihr Geschäft früher. Am Sonntag bleibe die „Blumenfee“ künftig geschlossen – „bis die Baustelle weg ist“, erklärt Helbig. Heinke Wübbenhorst von der Apotheke Bookholzberg hat die Erfahrung gemacht, dass Rezepte immer häufiger nicht abgeholt werden. „Vor allem ältere Menschen lassen sich die Medikamente nach Hause bringen“, berichtet er.

„Das ist eine Katastrophe hoch fünf“, zeigt sich Holger Busch von „Hola’s Stöbermarkt“ ebenfalls verärgert. „Uns fehlen täglich 80 bis 90 Kunden aus der Wesermarsch.“ Auch Bookholzber­ger aus dem Unterdorf würden wegen der Verkehrsregelung immer seltener zum „Stöbermarkt“ kommen.

Die Bookholzberger hadern vor allem mit der Verkehrsführung. Die Fahrzeuge werden in nördlicher Richtung einspurig an der Baustelle vorbeigeführt. Der Verkehr in südliche Richtung muss eine weitläufige Umleitung über die Nutzhorner Landstraße und die Stenumer Straße nehmen, um wieder auf die Stedinger Straße zu kommen Auch wenn Ende Mai der Baustellentrupp auf die westliche Seite der B 212 wechselt, soll die Einbahnstraßen-Regelung in Richtung Wesermarsch beibehalten werden.

„Eine Ampellösung wäre besser“, sagt Dietmar Mietrach vom Verein „Wir in Bookholzberg“ (WiB). Das würde auch eine Entlastung bringen für die Anlieger der Straße „Übern Berg“, die vielfach als Schleichweg genutzt werde. Zugleich wünscht sich Mietrach mehr Personal auf der Baustelle. Ins selbe Horn stößt UWG-Ratsherr Otto Sackmann: „Es muss ein zweiter Bautrupp eingesetzt werden.“ Sackmann hat nach eigenen Angaben mehrfach in der Sache bei der Verwaltung vorgesprochen. Immerhin könnten Fahrradfahrer nun den Seitenstreifen der Straße „Übern Berg“ nutzen.


Gastronom Celik weist darauf hin, dass mit dem Umsatzrückgang die Gemeinde weniger Gewerbesteuer von den Bookholzberger Kaufleuten erhalten werde. Für Busch ist das Thema „Baustelle“ bald beendet: Er will Ende Juni sein Geschäft schließen.

Stefan Idel
Stefan Idel Landespolitischer Korrespondent