Bremen - Ein Friedenstunnel ist am Sonntag nach mehrwöchigen Arbeiten in Bremen eröffnet worden. Es handelt sich dabei um eine Bahnunterführung in der Nähe des Hauptbahnhofes, die an beiden Seiten mit aufwendigen Mosaikarbeiten verziert ist, auf denen in 135 Sprachen das Wort Frieden steht. Zudem sind 82 Texttafeln mit Friedenssprüchen unter anderen von Goethe, Laotse und Sophie Scholl angebracht.
Initiatorin des Projekts ist die freischaffende Künstlerin Regina Heygster (60), die mit ihrem Mann viele Wochen und Monate intensiv an der Gestaltung des Werkes arbeitete. „Durch den Tunnel wird natürlich kein einziger Krieg auf der Welt verhindert. Man darf nicht vermessen sein. Aber Friedensarbeit beginnt im Kleinen“, sagte sie anlässlich der Feier am Sonntag.
Das Bauwerk sei nun ein Wahrzeichen für Vielfalt, Toleranz und Verständnis, sagte bei der Eröffnung Laudatorin und Sozialwissenschaftlerin Annelie Keil. Auch mit Blick auf die Flüchtlingskrise ergänzte Keil, es brauche Menschen wie Regina Heygster, die sich ein Herz fassten, um diese Ziele in der Gesellschaft zu verfolgen – „in Dresden genauso wie in Heidenau, Budapest und München“.
Heygster sagte zuvor, für sie sei mit Verwirklichung des Projektes ein Traum in Erfüllung gegangen. „Ein Traum, von dem mir viele nicht abgenommen haben, dass er wahr werden könnte.“ Die Idee kam Heygster nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 auf die Türme des World Trade Centers in New York. „Wenn weltweit immer wieder Kriege mit religiösen Argumenten legitimiert werden, wäre es ein wegweisendes Zeichen der Religionsgemeinschaften, wenn sie ein gemeinschaftliches Friedensbekenntnis in der Gestaltung eines öffentlichen Bauwerks setzen würden“, sagte die Künstlerin.
An diesem Montag soll der 50 Meter lange und 20 Meter breite Tunnel, der derzeit täglich von 7000 Radfahrern genutzt wird, wieder für den Autoverkehr freigegeben werden. Für die Arbeiten sammelten Heygster und ein Verein Bargeldspenden in Höhe von 110 000 Euro. Eigentümerin des Tunnels ist die Deutsche Bahn.