Oldenburg - Viele Menschen kennen die Freimaurer zwar als Begriff, aber wissen nicht genau, wofür die Vereinigung steht. Zumindest in Oldenburg kann man sich leicht informieren, denn einmal im Monat öffnet die Johannisloge „Zum Goldenen Hirsch“ ihr Haus am Scheideweg 124 für einen Gästeabend – zumeist nur für interessierte Männer.
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Am Freitag hielt nun zum ersten Mal eine Freimaurerin einen Vortrag in der Loge. Sylvia Gräber informierte etwa 70 Gäste über das Thema „Freimaurerinnen und Frauenlogen im 21. Jahrhundert – Sinn und Zweck, Anspruch und Ziele“. Frauen fanden durch einen banalen Grund erst spät in die Logen. „Frauen wurden als das schwächere Geschlecht gesehen. Man dachte, sie hätten nicht das gleiche Verständnis wie die Männer“, so Gräber.
Schon im 18. Jahrhundert kam darüber Empörung auf und so gründete sich in Frankreich die erste gemischte Loge mit Männern und Frauen. Die deutsche Freimaurerei orientierte sich jedoch an den Englischen Großlogen – sie sahen die Freimaurerei als reine Männersache an. Geändert hat sich das erst nach dem Zweiten Weltkrieg.
1949 wurde in Berlin die erste reine Frauenloge „Zur Humanität“ gegründet. „In der Nachkriegszeit hatten die Frauen eine große Verantwortung, und sie waren dadurch selbstbewusster geworden“, begründet Gräber die Gründung der Loge. In den 80er Jahren gründeten sich zwei weitere Logen in Düsseldorf und Wetzlar. Mittlerweile werden 25 Frauenlogen unter dem Dachverband „Frauen Großloge Deutschland“ zusammengefasst.
„Die Ziele der Freimaurerinnen sind die eigenen Stärken zu erkennen und weiterzuentwickeln, von Frau zu Frau“, beschreibt Gräber. Dadurch, dass die Freimaurerinnen sich später als die Männer zusammenfanden, haben sie aus Sicht von Gräber Vorteile, denn sie müssen sich nicht an die alten Pflichten halten und können neue Strukturen entwickeln.
Aber dabei setzen sie immer noch auf die Freimaurer-Werte wie Humanität, Freiheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Gleichheit.
Die Gäste hörten Sylvia Gräber interessiert zu. Nachdem sie gesprochen hatte, fand eine Fragerunde statt, in der sich die Gäste, aber auch schon aktive Freimaurer oder Freimaurerinnen über Details informierten.
Nach der allgemeinen Fragerunde wurde die Referentin noch von vielen umringt, die das persönliche Gespräch mit Sylvia Gräber suchten. Im Clubraum der Freimaurer schloss sich dann noch eine angeregte Diskussion unter- einander an.