Moorsee - „Wir setzen kein Gift, kein Gas und keine Chemie ein, sondern nur warme Luft – und zusätzlich zur schonenden Behandlung einen Dampfbefeuchter, damit im Innern der Mühle eine bestimmte Feuchte bleibt“, sagt Hans Schülke. Gemeinsam mit zwei Kollegen will der Mitarbeiter einer Fachfirma aus Lippstadt mit einer thermisch geregelten Behandlung dafür sorgen, dass die Moorseer Mühle und das Nebengebäude nicht vom Holzwurm kaputt gefressen werden.
Befallen ist die Mühle vom gescheckten Nagekäfer und seinen Larven. Die Larven sind besser bekannt als Holzwurm. Sie fressen sich bis zu 2,5 Meter ins Holz hinein.
Zur ihrer Bekämpfung werden die Räume langsam auf bis maximal 75 Grad Celsius erhitzt. Bei 52 Grad stirbt die Larve, also der Holzwurm, bei 55 Grad der Holzbock. „Wir machen keine Gefangenen“, sagt Hans Schülke.
Ein Gutachter hat zuvor in der Moorseer Mühle Lebensproben in Fühler eingesetzt, die er in Holzbalken eingebohrt hat. So wird der Erfolg der Schädlingsbekämpfung kontrolliert.
Die Wärme wird von einer Heißluftanlage mit Ölbrenner erzeugt, die über eine getrennte Rauchgasführung verfügt, so dass keine Kohlenmonoxyd- und Rußpartikel mit in die Gebäude eingeblasen werden, sondern nur saubere, reine Luft. Über eine zweite Leitung wird die eingeblasene Warmluft wieder abgesaugt.
Über einen Schlauch mit einem Durchmesser von 63 Zentimetern wird die heiße Luft im Gebäudeinnern über einen Verteiler mit mehreren Schläuchen mit einem Durchmesser von jeweils 25 Zentimeter so verteilt, dass alle Ecken und Winkel erreicht werden.
Den Auftrag hat die Firma Innovative Restaurierungs-Technik (IRT) aus Lippstadt vom Landkreis erhalten, der das Mühlengebäude von der Eigentümerfamilie gepachtet hat. Das benachbarte historische Müllerhaus und das Ausstellungsgebäude sind im Eigentum des Landkreises.
Im Zuge der Renovierung des Müllerhauses hatte die Firma bereits im Jahr 2014 dort vor allem die Möbel behandelt. Erstmals seit ihrer Fertigstellung im Jahr 1904 wird jetzt in die Mühle warme Luft eingeblasen, damit alle Holzschädlinge abgetötet werden.
„Es geht um die sogenannte Verkehrssicherheit“, sagt Museumsleiter Nils Meyer. Ein Holzsachverständiger habe festgestellt, dass einzelne Balken bereits teilweise hohl seien und eventuell erneuert werden müssen. Genaueres solle nach Abschluss der Schädlingsbekämpfung ermittelt werden.
Die Fachfirma ist am Montag angerückt und hat inzwischen mit der Behandlung des Nebengebäudes begonnen. In diesem historischen Getreidespeicher befindet sich das landwirtschaftliche Museum. Es folgt die Mühle. Die gesamten Arbeiten werden sieben bis zehn Tage in Anspruch nehmen.
Im Ausstellungsgebäude finden weiterhin Backtage für Gäste statt. Führungen durch die Mühle sind aber während der Arbeiten ausgeschlossen. „Wir hoffen, zum Deutschen Mühlentag Pfingstmontag wieder Führungen anbieten und den Mühlenbetrieb zeigen zu können“, sagt Museumsleiter Nils Meyer.