Hude - Erwartungsvolle rund 120 Zuhörerinnen und Zuhörer haben am Dienstagabend auf Einladung der „Freunde des Klosters Hude“ in der Klosterschänke an der ersten öffentlichen Präsentation des Gutachtens des Planungsbüros Angelis & Partner teilgenommen. Dabei ging es um Schadenskartierung und erforderliche Sicherungsmaßnahmen an der Klosterruine. Nach den Ausführungen von Artur Saathoff vom Planungsbüro und Bürgermeister Holger Lebedinzew stand die Jahreshauptversammlung der Freunde des Klosters an.
Bedeutung für Hude
Jeweils 260 000 Euro haben Bund und Land zugesagt – im Sommer soll der Förderbescheid kommen. Mit der Summe von zusammen 520 000 Euro soll die Klosterruine für die Zukunft baulich gesichert werden. Eingangs gab Bürgermeister Lebedinzew einen Sachstandsbericht und freute sich über das große Bürgerinteresse. „Hier sind heute mehr Teilnehmer als Mitglieder dabei. Das zeigt die Bedeutung der Klosterruine für Hude als Wahrzeichen der Gemeinde.“
Gespräche mit Denkmalbehörden, Land und Bund hätten Hoffnung gemacht, einen Förderantrag zu stellen. Der 1. Abschnitt umfasse die Ruine selber. Aber es gelte, noch weitere Schritte zu unternehmen. „Das jetzige Klostermuseum soll umgestaltet und dem Namen auch gerecht werden. Letztendlich geht es aber um das ganze Ensemble mit Kloster und 20 Gebäuden.“ Mit den Eigentümern Witzleben und den Klosterfreunden liefen entsprechende Gespräche. Wenn das Museum entstehe, solle dort auch die Touristik-Palette Räumlichkeiten finden. Für alle diese Punkte soll eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden. Diese soll bis zum Sommer vorliegen. Möglich wäre dann die Gründung eines Zweckverbandes.
Magische Jahreszahl 1987
Die bisherige Schadenskartierung und die Sicherungsmaßnahmen stellte Planer Artur Saathoff ausführlich vor. Ausgehend von einer Bestandsaufnahme mit Übersicht, Lageplan, Beschreibung, Geschichte, Chronik der baulichen Maßnahmen sowie Untersuchungen im Zeitraum von 1910 bis 2018 und deren Schwerpunkte erfolgte die Schadensaufnahme.
Eine magische Jahreszahl sei 1987, sagte Saathoff. Damals sei die Anerkennung als Baudenkmal mit besonderer nationaler und kultureller Bedeutung erfolgt. Nur so sei es heute möglich, die Bundes- und Landesmittel abzugreifen. In Niedersachsen gebe es nur fünf entsprechend bewertete Baudenkmale.
„Die eigentliche Schadensaufnahme haben wir mit Industrie-Kletterern gemacht“, berichtete der Planer weiter. Ein spannendes Vorhaben: Dabei handelt es sich um ausgebildete Handwerker, die gesichert am Seil mit Helmkamera und Funk quasi als verlängerter Arm die Bausubstanz an unzugänglichen Stellen untersuchten. „So konnten wir einen guten Eindruck vom Zustand der Restaurierung erhalten“, sagte Saathoff. Er zeigte als Beispiel zwei kurze Filmaufnahmen aus dem Fundus einer sechsstündigen Filmdokumentation.
Viele Reparaturen nötig
Daraus ergab sich ein Plan für die Sicherungs- und Restaurierungsarbeiten mit Reparatur der schadhaften Verfugungen in Teilflächen. Ferner sollen schadhafte Einzelsteine ausgebaut und ersetzt werden. Außerdem muss eine Reparatur der Verschleißschichten auf den Mauerkronen erfolgen. Die Rückverankerung der äußeren Mauerschale in Teilflächen durch Bindersteine ist notwendig wie auch die Entfernung von bestandsgefährdendem Bewuchs. Schließlich müssen Mauerwerkrisse mit Muschelkalkmörtel in besonderer Rezeptur verfüllt werden. Das alles kostet. Die Aufstellung des Planungsbüros zeigt Kosten von rund 520 000 Euro brutto. Ein Betrag, der mit den Fördermitteln abgedeckt ist.
Abschließend stellte Artur Saathoff einen Wartungs- und Instandhaltungsplan bis 2024 vor. „Einmal pro Jahr würden wir mit den Industrie-Kletterern das Bauwerk auf akute Schäden überprüfen und auch eine Dokumentation erstellen“, so der Planer. So könne das Bauwerk aus dem Jahr 1232 auch sicher in die Zukunft geführt werden.