Wildeshausen/Ahlhorn - Seit gut acht Jahren versorgt die Wildeshauser Tafel bedürftige Menschen aus der Region mit Lebensmitteln. Doch in der jüngsten Vergangenheit gibt es zunehmend Berührungsängste von Betroffenen, hat Tafel-Vereinsvorsitzender Peter Krönung festgestellt. „Wir wollen unsere Altkunden zurückgewinnen.“

Die Tafel hat zuletzt ihre Ausgabezeiten dem veränderten Verhalten ihrer Kunden angepasst. In Wildeshausen, wo sich die Ausgabestelle auf dem Gelände der Diakonie Himmelsthür befindet, ist sie donnerstags von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Die Ausgabestelle Ahlhorn ist künftig freitags von 10 bis 12 Uhr geöffnet. In der Kreisstadt, wo rund 110 Haushalte versorgt werden, sei die Kundenzahl zuletzt um gut 15 Prozent gesunken. Krönung führt dies darauf zurück, dass viele Geflüchtete die Region (aus unterschiedlichen Gründen) verlassen oder viele Mitbürger wieder einen Arbeitsplatz gefunden haben.

Knapp ein Drittel der Bedürftigen haben die deutsche Staatsbürgerschaft. In der Ausgabestelle Wildeshausen seien es 27 Prozent; in Ahlhorn 30 Prozent. 18 Prozent der Kunden in Wildeshausen kommen aus dem Irak, 15 Prozent aus Syrien und neun Prozent aus Bulgarien. In Ahlhorn stammen 35 Prozent aus dem Irak, elf Prozent aus Syrien und sechs aus der Russischen Föderation. Die restlichen Familien kommen Krönung zufolge meist aus dem Mittleren Osten oder Osteuropa. „Jeder, der aufgrund seines geringen Einkommens dazu berechtigt ist, bekommt von uns Lebensmittel“, stellt der Tafel-Vereinsvorsitzende klar, „unabhängig von Religion oder Nationalität.“ Die Pro­bleme, die es zu Beginn der Flüchtlingskrise gab, gehörten längst der Vergangenheit an. Es gebe kaum noch Sprachprobleme. Für Geflüchtete, die aufgrund eines Integrationskurses nicht zur Lebensmittelausgabe kommen könnten, würden Sonderöffnungszeiten angeboten. Im Vorjahr wurden in Wildeshausen in 14 169 Fällen Lebensmittel ausgegeben. Darunter waren 4692 Kinder im Alter bis zu 15 Jahren.

Krönung appellierte an Sozialämter, vor allem aber an Angehörige und Freunde von Bedürftigen, auf die Tafel hinzuweisen. Die Ehrenamtlichen der Tafel informieren auch anonym per Telefon. Gegebenenfalls bestehe die Möglichkeit, die Kunden am Ausgabetag sogar abzuholen. Schon heute habe die Tafel einen Bringdienst, der Lebensmittel an Schwerbehinderte ausliefere.

Die Wildeshauser Tafel hat im Vorjahr Waren in einem Gesamtwert von 900 000 Euro ausgegeben. Krönung zufolge gibt es 15 Großlieferanten unter den Spendern, darunter Agrarfrost und Heidemark. Er bedauerte sehr, dass die Firma Homann den Standort Dissen aufgebe. Damit verliere die Tafel „einen hochwertigen und treuen Lieferanten“. Gleichwohl gebe es eine Vielzahl privater Spender. Auch der Austausch mit Tafeln in Nachbarkommunen funktioniere vorbildlich.

Stefan Idel
Stefan Idel Landespolitischer Korrespondent