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INTERVIEW ,Datenabgleich soll Missbrauch vereiteln’

Die Mehrzahl der Kunden setzt alles daran, das Vertrauen durch korrektes Verhalten zu bestätigen. Das sagt Martina Zahl, die 1. Vorsitzende des Vereins Wildeshauser Tafel.

von Stefan Idel

Frage:

Frau Zahl, mehrfach tauchen Gerüchte auf, bei der Tafel würden Menschen Lebensmittel beziehen, die dazu eigentlich gar nicht berechtigt seien. Wie stehen Sie dazu?

Zahl:

Die Tafel gibt Waren nur an Menschen weiter, die den täglichen Lebensmittelbedarf für sich und ihre Familien nicht selbst decken können. Wer bei uns „Kunde“ werden möchte, muss deshalb seine Berechtigung durch die Stadt oder Gemeinde anhand eines so genannten Grundsicherungsnachweises belegen. Dieser amtliche Nachweis, etwa für Bezieher von Arbeitslosengeld II oder von Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, wird alle drei Monate von den Behörden erneuert. Der Leistungsempfänger muss demnach selbst bei der Gemeinde vorstellig werden.

Frage:

Können Ihre „Kunden“ die Ausweise untereinander tauschen oder mehrfach am Tag Lebensmittel beziehen?

Zahl:

Nein, die Ausweise können untereinander nicht getauscht werden, da die Kunden bei ihrer Anmeldung für die „Tafel-Card“ zusätzlich zum Grundsicherungsbeleg auch einen Lichtbildausweis mitbringen müssen. Beide Nachweise werden dann bei uns im System hinterlegt, so dass hier sofort ein Abgleich möglich ist. Es wird aufgezeichnet, wenn der Kunde am Ausgabetag da war. Dem bleibt ergänzend anzumerken, dass der absolute Großteil unserer Kunden alles dafür tut, das Vertrauen, das ihm entgegengebracht wird, durch ein uneingeschränkt korrektes Verhalten

immer wieder aufs Neue zu bestätigen. Leider gibt es überall ein paar schwarze Schafe, doch darum eine so wertvolle Einrichtung wie die Tafel in Frage zu stellen, entbehrt jeglicher Grundlage.

Frage:

Es gibt Vorwürfe, dass vor dem Kasernengelände Waren in andere Fahrzeuge umgeladen wurden.

Zahl:

Auch wir haben davon gehört. Diesem Vorwurf sind wir sofort nachgegangen. Die Angelegenheit wurde aufgeklärt: Eine Familie hatte ausnahmsweise Lebensmittel für eine zweite, bezugsberechtigte Familie mitgenommen. Die Waren wurden später in ein anderes Fahrzeug umgeladen. Grundsätzlich wäre es wohl zu viel verlangt, wenn unsere ehrenamtlichen Helfer noch vor dem Kasernentor kontrollieren würden.

Frage:

Immer wieder sind Außenstehende darüber erstaunt, dass einige Betroffene, die Lebensmittel von der Wildeshauser Tafel beziehen, so große Autos fahren.

Zahl:

Dazu muss man sich einmal grundsätzlich das Wertesystem in Deutschland ansehen. Bereits in der Schule geht es darum, wer das neuste Handy oder die teuerste Jeans hat. Das ändert sich später leider kaum. Dann geht es um Autos, Häuser oder andere Äußerlichkeiten. Manche Menschen, die bereits mit dem Rücken zur Wand stehen, wollen sich nach außen den letzten Rest von „Würde“ bewahren und behalten daher ihr Auto. Dass daheim der Kühlschrank leer ist, sieht keiner. Darum gilt bei der Tafel das Prinzip: „Ware ist wichtiger als Geld“.

Frage:

Mittlerweile beziehen 1264 Menschen Lebensmittel über die Tafel. Wie erklären Sie sich die hohe Zahl?

Zahl:

Leider wächst die Armut in unserem Land. Es gibt natürlich auch so etwas wie Mundpropaganda unter den Betroffenen. Für uns als ehrenamtlich tätiger Verein ist es außerordentlich schwer, hier mithalten zu können und die entsprechende Menge an Waren jeden Donnerstag vorzuhalten. Wir können keine „Grundversorgung“ sicherstellen.
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