Landkreis - Die ersten Krokusse schießen aus dem Boden, die Vögel werden munter, ein Eis schmeckt mittlerweile besser als ein Glühwein mit Plätzchen und das Vogelfutter keimt bereits.
Verkehrte Welt – anstatt weißer Winterlandschaft sind blühende Obstbäume im Landkreis zu finden.
Blüten statt Schnee
„Wir haben in diesem Jahr den Schnee in Form von Blüten“, sagt Olaf Schachtschneider vom Pflanzenhof Schachtschneider in Aschenstedt. In seinem Arboretum kann er sich an der Blüte der Zierkirsche Accolade erfreuen. „Sie hat bislang noch nie im Winter geblüht“, sagt der Gärtnermeister. Auch die Winterkirsche Autumnalis steht in voller Blüte, ebenso der Winterschneeball oder Winterjasmin.
„Im Sommer oder Winter ziehen wir uns etwas an oder aus. Diese Möglichkeiten haben die Pflanzen nicht und müssen mit den Temperaturen umgehen“, sagte Schachtschneider. Doch wenn die Knospen, beispielsweise von Rosen oder Apfelbaum, weiter herantreiben, bestehe die Gefahr, dass die Pflanzen nach einer starken Frostperiode große Schäden davontragen. Das sei schon mal im Winter 2011/2012 der Fall gewesen.
Zudem bestehe die Gefahr, dass durch die hohe Luftfeuchtigkeit erhöhte Schimmelpilzgefahr vorliege. Auch Schädlinge wie Schildläuse seien aktiv, würden dann aber mit dem kommenden Wintereinbruch absterben. „Ein Frost um den Jahreswechsel wäre super“, wünscht sich deshalb Schachtschneider.
Auch die Bienen sind aktiv. „Eigentlich müssten sie jetzt in einer Wintertraube zusammensitzen und Vorräte verzehren“, sagt Harald Wulferding, Ehrenvorsitzender des Imkervereins Wildeshausen.
Stattdessen fangen sie aufgrund der milden Witterung an zu brüten. Dabei vermehre sich die Varroamilbe in der offenen Bienenbrut bei der derzeitigen Witterung sehr stark, erklärt Wulferding.
Die Milben sind Parasiten, die vor rund 30 Jahren aus Asien in die Region gelangten. Sie schädigen die Bienen nachhaltig. „Irgendwann kann dann ein Volk zusammenbrechen“, sagt Wulferding.
Zudem benötigen die Bienen, wenn sie so aktiv sind, mehr Futter als gewöhnlich. Im Frühjahr sei dann keines mehr vorhanden.
Einen kräftigen Winter mit einem durchgefrorenen Boden von zehn bis 15 Zentimetern kann auch die Landwirtschaft gebrauchen, damit Schädlinge und Mäuse sich nicht weiter vermehren, berichtet Jürgen Logemann vom Kreislandvolkverband Oldenburg. Auch das Gras auf den Weiden wachse weiter. Durchgehendes Wachstum bedeute für die Pflanzen jedoch Dauerstress.
Schweine mögen es heiß
Das Wintergetreide brauche zudem einen Frostschock von mindestens vier Grad, damit es im Frühling zur normalen Ährenbildung komme. Die Wintergerste wachse dabei zu schnell, so dass sie bei starkem Frost verfrieren kann.
„Temperaturen um die null bis fünf Grad sind ein Optimum“, sagt Logemann. Denn: Rindviecher hätten es jetzt gerne kühler. Sie seien wegen des Regens im Stall untergebracht, wo es feuchtwarm ist. Probleme mit Krankheiten träten häufiger auf als bei trocken-kaltem Wetter. Der Wohlfühlhorizont liege bei den Tieren zudem 15 Grad unter dem des Menschen.
Schweine hingegen mögen es wärmer – rund 20 Grad. „Hier ist das Wetter kostensparend“, sagt Logemann.