Hude - Sie sind zwischen 23 und 28 Meter hoch und haben ein Alter von geschätzt 100 Jahren – die sechs Alteschen auf dem Areal der Huder Klosterruine. Dicht bewachsen vom Efeu, prägen sie das Gesamtbild der Anlage. Welke Blätter und abgestorbene Äste, die auch schon mal herunterfallen, haben die Alarmglocken schrillen lassen. Die Gemeinde, die für die Verkehrssicherungspflicht auf dem von der Familie von Witzleben gepachteten Ruinen-Areal zuständig ist, hat deshalb den Gehölz-Sachverständigen Helmut Titschack um Begutachtung gebeten. Das Ergebnis: Die sechs Kloster-Eschen sind krank.

Verkehrssicherung

Das „Falsche Weiße Stängelbecherchen“, ein recht unscheinbarer Pilz, wurde erst vor einigen Jahren aus Japan nach Europa eingeschleppt. In Japan sind die Bäume relativ resistent gegen die Angriffe des Pilzes. Die hiesigen Bäume haben aber noch keine natürlichen Abwehrmechanismen entwickelt.

Triebe sterben

Erst 2010 wurde der Pilz aus Japan als Verursacher des Eschentriebsterbens ausgemacht. „Die global agierende Weltwirtschaft“, so vermutet Titschak, habe ihren ursächlichen Anteil an der Epidemie. Immer wieder würden durch Importe kontaminierte Pflanzen und Holzwaren ins Land kommen. Mit fatalen Folgen.


Auch die drei Baumpaare beim Kloster sind betroffen. Allerdings ist nur ein Baum so stark geschädigt, dass er aus Verkehrssicherungsgründen komplett gefällt werden muss, sagt Titschack. Hier hat vermutlich ein anderer Pilz noch mitgeholfen, das Sterben des schon geschwächten Baumes zu forcieren: Der Halli­masch.

FledermausQuartier

Der Baum direkt daneben bleibt stehen, wenn auch stark eingekürzt. Dieser Baum ist aufgrund seiner Höhlungen ein ideales Revier für Fledermäuse. Die alten Bäume auf dem Areal haben eben nicht nur kulturhistorischen, sondern auch einen großen ökologischen Wert, wie Titschak betont. Das wisse auch die Gemeinde als Auftraggeber des Gutachtens, wie Roland Arndt von der Verwaltung berichtete. Aber die Verkehrssicherung sei nun mal nicht zu vernachlässigen.

Aus Sicht des Sachverständigen besteht derzeit jedoch keine Notwendigkeit, alle sechs Eschen unverzüglich zu fällen. Er sieht keine Gefahr im Verzug. Ein Baum wird gefällt, der andere stark eingekürzt. Den anderen vier Eschen sollen die abgestorbenen „Haare“ (Äste) geschnitten und die Kronen wieder „in Fasson“ gebracht werden, umschreibt es „Baumfrisör“ Titschack. Zugleich will der Experte den Efeu, der im Kronenbereich große Angriffsflächen für den Wind bietet und die Bäume durch sein Gewicht belastet, in zehn Metern Höhe kappen. Mehr nicht, weil die Früchte und Blüten für Insekten sehr wichtig seien. Der Efeu biete Brutvögeln Unterschlupf.

Prognosen will Titschack nicht abgeben, ob die Pflegemaßnahmen Erfolg haben. „Wir müssen abwarten und sehen, was man retten kann.“ Gerade ältere Eschen könnten entsprechende Abwehrmechanismen entwickeln, hofft er. Die Arbeiten sollen bis Ende 2016 erledigt sein. Einige Tausend Euro wird es kosten.

Macht das Sinn?

Gutsverwalterin und Eigentümerin Greta von Witzleben sieht in dem Rückschnitt statt der kompletten Fällung keine Lösung:

„Ein Rückschnitt befallener Pflanzenteile macht angesichts des geschilderten Infektionswegs, der zu einer jährlichen Neuinfektion führt, keinen Sinn“, verweist sie auf Erkenntnisse der Forstverwaltung. Die Esche sei keine Eiche. Es mache bei der Esche keinen Sinn, den Verfallsprozess hinauszuzögern, da weder die Langlebigkeit, die Qualität, noch die Stabilität gewährleistet sei.

Klaus Derke
Klaus Derke Redaktion Hude