LANGENDAMM - An steilen Felswänden im Gebirge würden sie wohl weniger auffällig erscheinen – als in hohen Bäumen im Flachland: die Seilkletterer. Dabei betreiben sie die Seilkletterei nicht als Sport, sondern aus beruflichem Interesse: Auf diese Art und Weise können sie Baumpflege in luftiger Höhe betreiben – und das ohne großen technischen Aufwand. Auch Nick Hohnholz hat sich jüngst in diese spezielle Technik einweisen lassen. Der Garten- und Landschaftsgärtner, tätig für die Gartenbaufirma Carstens aus Langendamm, absolvierte einen Seilkletterkursus A in Oldenburg, ausgerichtet von der Münchener Baumkletterschule.
Arbeiten an großen, hohen Bäumen führt die Gartenbaufirma aus Langendamm laut Angaben von Geschäftsführer Frank Carstens schon seit eh und je aus. Dafür war jedoch lange Zeit der Einsatz von Arbeitsbühne oder Gerüst notwendig. Und dennoch sind die Mitarbeiter bei Baumfällungen oder gerade auch der Kronenpflege großer Bäume „immer mehr an Grenzen gekommen“, so Carstens, „es war oft so, dass man Klimmzüge machen musste.“ Schließlich bot Andre Bischof aus Oldenburg seine Dienste als Seilkletterer an, „das klappte wunderbar“, sagte Carstens. „Er arbeitet immer da, wo wir nicht mehr hinkommen. Als Seilkletterer gelangt er direkt in den Baum hinein und kann ihn dort beschneiden, wo er beschnitten werden muss“ – und dies alles ohne großen technischen Aufwand, ohne Gerüst, ohne Arbeitsbühne, und ohne möglicherweise weitere Voraussetzungen für diese Gerätschaften im Garten, wie zum Beispiel die Verlegung von Holzplatten als festen Untergrund. Für die Gartenbaufirma bedeutet die Seilkletterei einen geringeren Aufwand, und „der Kunde spart letztendlich“, so Carstens.
Als Nick Hohnholz erklärte, dass auch er Lust zu der Seilkletterei hätte, meldete Carstens ihn für den Grundlehrgang in Oldenburg an. „Er ist jung und motiviert und bringt durch sein Hobby, die Segelfliegerei, eine weitere wichtige Voraussetzung mit: Schwindelfreiheit“, so Carstens. Im einwöchigen Kursus erwarb Hohnholz Kenntnisse für den Aufstieg, das Bewegen und Positionieren im Außenastbereich, den Handsägen-Einsatz und andere Grundlagen wie Material- und Knotenkunde sowie Sicherungstheorie. Künftig wird er bei Bedarf für seinen Arbeitgeber in luftiger Höhe arbeiten – stets gemeinsam mit Bischof. „Wir müssen Aufträge immer zu zweit ausführen, damit der eine im Notfall den anderen retten kann“, erläuterte dieser.
Über die Einsätze des 23-Jährigen als Seilkletterer wird in der Firma Buch geführt. Sobald 300 Arbeitsstunden erfasst sind, kann Hohnholz an einem Fortgeschrittenenkursus teilnehmen, der unter anderem die Handhabung der Motorsäge im Baum beinhaltet. Doch zunächst einmal gilt es, die bislang erworbenen Fähigkeiten zu festigen, wie Carstens betonte.
Das Seilklettern