Oldenburg - Drei neue Fernbuslinien in gut zwei Wochen: Oldenburger können seit dem 15. Mai als Alternative zu Bahn und Auto per Fernbus von Public-Express/Fass-Reisen direkt nach Hamburg fahren. An diesem Freitag startet der nationale Anbieter „meinfernbus.de“ eine Direkt-Linie nach Berlin, die sogar mehrmals täglich fährt – und ab 30. Mai bedient der gleiche Anbieter eine Fernbuslinie ins Ruhrgebiet (Dortmund, Köln, Wuppertal). Und: Die seit Jahren bestehende Fernbuslinie Wilhelmshaven-Oldenburg-Berlin von Fass-Reisen wird mit der Groningen-Bremen-Linie von Public-Express vertaktet. Alle Fahrten starten am ZOB.
Hintergrund der vielen neuen Reisemöglichkeiten ist eine seit dem 1. Januar dieses Jahres geltende Gesetzesänderung. Ein aus den 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts stammendes Gesetz schloss Fernbuslinien aus, die parallel zu bestehenden Eisenbahnstrecken verlaufen. Nun ist der Markt freigegeben und die Anbieter positionieren sich.
Die Unternehmen, die von Oldenburg aus starten, haben eines gemeinsam: Sie verlassen sich in Sachen Auslastung nicht allein auf die Stadt. Christoph Marquardt, Geschäftsführer des Oldenburger Unternehmens „Pubilc-Express“, das seit Jahren Bremen-Oldenburg-Groningen fährt, und Werner Fass, Chef von Fass-Reisen (Wilhelmshaven) haben dazu eine Kooperation geschlossen. Marquardt hatte in Groningen großes Interesse an Direktfahrten nach Hamburg und Berlin registriert. Die Lösung: Der seit Jahren laufende Berlin-Bus von Fass steht nun am ZOB für die Reisenden aus Groningen zum Einstieg bereit. Die neue mit dem Groningen-Express vertaktete Hamburg-Linie sei ebenfalls bereits gut angenommen worden, sagte Fass der NWZ .
Eine andere Strategie verfolgt der bundesweit operierende Anbieter „Meinfernbus.de“. In Oldenburg kreuzen sich die Linien Köln-Dortmund-Wilhelmshaven-Norden (ab 30. Mai) und Oldenburg-Bremen-Berlin (ab diesem Freitag). „Oldenburg ist für uns ein wichtiges Drehkreuz“, sagt Gregor Hintz, Pressesprecher des Unternehmens. Hintergrund sei, dass die Bahnverbindung vom Ruhrgebiet zu den Badeorten an der Nordsee nicht optimal sei. Hier biete der Bus klare Vorteile. Die Linien über Oldenburg zu verknüpfen, ergebe auch wegen der Größe der Stadt Sinn. Die „Sichellinie“ über Oldenburg entlang der Nordseeküste sei übrigens nicht nur saisonal geplant; die Konzession verpflichte zur durchgehenden Bedienung auch außerhalb der Hauptsaison.
Während „Meinfernbus“ ein bundesweites Netz aufbaut, sieht Christoph Marquardt die Zukunft in Angeboten lokal und regional verwurzelter Anbieter: „Die Kunden honorieren es, wenn das Unternehmen weiß, wie die Region aussieht.“ Marquardt ist einer der Vorreiter der Fernbuslinien; er nutzte die Gesetzeslücke, dass grenzüberschreitende Linien auch vor der Gesetzesnovelle erlaubt waren und baute den Groningen-Verkehr auf. Im vorigen Jahr stieg der britische Investor Marwyn European Transport ein. Über dessen Verbindungen fädelt Marquardt in dieser Woche eine Kooperation für eine Strecke zwischen Mannheim und Straßburg ein.
Marquardt sieht in dem Boom der Fernbuslinien auch einen Umweltvorteil: „Zurzeit macht der öffentliche Personennahverkehr sieben bis zehn Prozent des bundesweiten Verkehrs aus. Es wäre gut, wenn wir den Anteil mit Bussen auf 15 Prozent steigern könnten.“