Varel - Schon von Weitem ist er an seinem blau-weiß gestreiften Fischerhemd zu erkennen: der Hafenbuttjer Gerold Lühken. Unter dem Motto „Der Vareler Hafen im Wandel der Zeit“ erzählt er während einer Hafenführung regelmäßig Spannendes rund um dessen Geschichte und Entwicklung. Auch Geschichten aus seinem eigenen Leben fehlen nicht – schließlich stammt er selbst aus einer alten Fischerfamilie.
Seit drei Jahren führt Lühken im Auftrag der Kurverwaltung Gäste rund um das Hafenbecken. Am Treffpunkt beim Hafenkontor hatten sich am jetzt 20 Interessenten zusammengefunden, um an dem vier Kilometer langen Spaziergang teilzunehmen.
Zur Einführung wird es gleich geschichtsträchtig: Lühken berichtet von der Entwicklung von einer bloßen Schiffsanlegestelle im 16. Jahrhundert bis hin zu einem bedeutsamen Industrie- und Handelshafen Mitte des 19. Jahrhunderts. Auch wie der Hafen in seinen heutigen Zustand kam – mit hohem Freizeitwert und viel Gewerbe,wird erklärt.
Zwischendurch wird immer der Standort gewechselt. Der Weg der Gruppe führt vorbei an einem der modernen Industriebetriebe in Richtung Schleuse. Hier befanden sich früher Muschelkalkwerke, deren Erzeugnisse dem Viehfutter beigemischt wurden. Gleich nebenan befand sich die Darre, „damit wurden damals die Krabben getrocknet. Der Geruch war nicht besonders schön, aber wir haben immer gesagt: ,Das stinkt nicht, das riecht nach Geld’“, erzählt er.
Weiter geht es vorbei an ehemaligen Fischerhütten, die heute teilweise gastronomisch genutzt werden, und einer ehemaligen Chemiefabrik, in der einst Knochenleim hergestellt worden war. Unterbrochen wir die Tour immer wieder an den Schautafeln, die entlang der Strecke auf historische Begebenheiten hinweisen. Zu jeder von ihnen fallen dem Hafenbuttjer Ergänzungen ein.
Zum ersten Mal an solch einer Führung nimmt der seit 1970 in Varel lebende Alfred Gerdes teil. Er möchte das neu erworbene Wissen seinen Gästen weitergeben: „Schließlich sollte man ja seine Heimat kennen“, meint er.
Auch der Schleusenwärter wird besucht. Die Gästegruppe erfährt, dass die Wilhelm-Kammann-Schleuse mit zwölf Metern Breite und drei Metern Tiefe für die Durchfahrt genormter Europaschiffe geeignet ist. Auch muss die Schleuse bei ablaufendem Wasser rechtzeitig geschlossen werden, damit das Hafenbecken nicht leer läuft – vielen der Gäste war dies zuvor nicht klar gewesen.
Auf dem Rückweg über die Nordseite des Hafenbeckens geht es vorbei an weidenden Kühen zur ehemaligen Badestelle am Hafen. Mitwanderer Lothar Pinn erinnert sich, wie er in den 50er Jahren hier am Schulschwimmen teilnahm. Der Vareler läuft „alle paar Jahre Mal“ mit dem Hafenbuttjer mit, „weil es immer wieder was Neues gibt“.
Ein kurzer Halt mit wunderschöner Aussicht auf das Hafenbecken folgt an der Stelle, wo bis zum Jahr 1977 die Nordener Leke in das Hafenbecken mündete. Dies gefällt auch Urlauber Torsten Land aus Reinfelden. Er macht oft in Dangast Urlaub und will sehen „was die Hobbykapitäne hier so machen“.
Nach fast zweieinhalb Stunden endet der Rundgang bei vor dem Brauhaus. Viele der Teilnehmer erholen sich hier bei einem frisch gezapften Bier und genießen den Sonnenuntergang.