Neustadtgödens - Die Oberahmer Peldemühle, ein Wahrzeichen und technisches Denkmal von Neustadtgödens, ist für Monate stillgelegt. Wegen eines schweren Schadens an der Flügelwelle dürfen sich die Flügel des 1764 erbauten zweistöckigen Galerieholländers aus Sicherheitsgründen nicht mehr drehen. Über den Schaden informierten jetzt die ehrenamtlichen Müller Dietmar Weiß und Karl-Edzard Heeren sowie Ulrike Schlieper als Vorsitzende des Vereins Neustadtgödenser Mühlen. Der Verein betreut neben der Peldemühle auch die etwa zwei Kilometer entfernte Wasserschöpfmühle auf dem Wedelfeld.
Die Oberahmer Peldemühle in Neustadtgödens ist zwar auf unbestimmte Zeit außer Betrieb, dennoch kann man den zweistöckigen Galerieholländer mit Windrose jeweils sonntags von 11 bis 13 Uhr besichtigen und sich das Bauwerk erklären lassen.
Die Wasserschöpfmühle auf dem Wedelfeld ist in aller Regel samstags zu besichtigen, und zwar in der Zeit von 14 bis 18 Uhr. Infos und Anfragen zu den beiden Mühlen unter Tel. 04422/73 34 098 oder 04422/4833.
Das Bauteil wurde zuletzt 2005, als die Kappe unten war, vom Mühlenbauer und Monumentendienst begutachtet. Damals wurde die Welle mit Glasfaserstäben und Epoxydharz verstärkt. 2009, bevor die Flügel gekommen sind, sei noch einmal der Monumentendienst vor Ort gewesen und habe sein Okay gegeben.
Was ist Das problem?
Hintergrund des Problems ist der gescheckte Nagekäfer, der zwei Millimeter große Löcher ins Holz frisst. Doch der Käfer ist nicht das eigentliche Problem, er ist ein Indiz für ein tiefersitzendes Problem: Denn der Nagekäfer befällt solch ein Holz nur, wenn es im Kern von einem Pilz befallen ist. Eine Fachfirma habe daher das Holz vor längerer Zeit behandelt.
„Doch nun geht es wieder los“, sagt Dietmar Weiß. Das größte Problem, das nun aufgetreten ist, dass sich der Halsstein verschoben hat. Das ist der Stein, in dem vorn die Flügelwelle gelagert ist. „Wir haben versucht, die Flügelwelle mitsamt Flügelkreuz hochzudrücken und haben festgestellt, dass der gusseiserne Achskopf nicht mehr fest, sondern verkantet in der Flügelwelle sitzt. Und das ist das Todesurteil für diese Flügelwelle“, sagt Weiß.
Wie funktioniert das?
Die Flügelwelle ist aus einem Stamm, aus rund 250 Jahren alter Eiche. Fünf Meter lang und je 70 cm breit und dick. „Wir kommen nicht umhin, uns eine neue Flügelwelle zu besorgen“, so der Mühlenfachmann. Da diese Welle in ihren Dimensionen so einzigartig ist, habe man im Verein beschlossen, wieder genau solch ein Bauteil zu beschaffen.
Es gebe zwar günstige Methoden, indem man vier einzelne Balken zu einem großen zusammenfügt. Aber der Verein bemühe sich, einen gut abgelagerten Stamm in den benötigten Abmessungen aufzutreiben.
Doch nicht nur das Bauteil selbst ist schwer zu bekommen; der Ausbau der alten Welle und der Einbau der neuen ist technisch kniffelig und kostspielig. Die Flügel müssen runter, der Kappengiebel muss geöffnet werden, die fünf Meter lange Welle herausgezogen werden. Dann wird die neue Welle eingebaut und müssen die Flügel wieder montiert werden.
Wie teuer wird’s?
Weiß und Heeren haben bereits mit verschiedenen Mühlenbauern gesprochen. Von zweien haben sie die Antwort erhalten, dass sie solch einen großen und abgelagerten Balken aus Eiche besorgen könnten. Es könne theoretisch auch ein anderes Holz sein, sagt Weiß, „aber ein bisschen was an denkmalpflegerischen Auftrag haben wir hier auch noch“.
Schlieper, Weiß und Heeren rechnen mit Sanierungskosten zwischen 40 000 und 50 000 Euro und hoffen, dass sie den größten Teil davon über Sponsoren und über Förderprojekte auftreiben können. „Das meiste davon ist Arbeitslohn, denn wir müssen die halbe Mühle auseinandernehmen“, sagt Karl-Edzard Heeren.
Wie lange dauert’S?
Würde man nichts tun und die Dinge einfach laufen lassen, könnte irgendwann der Achskopf herausbrechen und würden die tonnenschweren Mühlenflügel nach unten krachen. „Doch das wird nicht übermorgen passieren. Dennoch wollen wir das so schnell wie möglich reparieren. Denn so kann ich die Mühle nicht drehen lassen.“
Das bedeutet, dass die Mühle auch am Deutschen Mühlentag, der am Pfingstmontag begangen wird, nicht in Betrieb ist. Der Verein und die Müller hoffen, dass die Sanierung bis September zum Tag des offenen Denkmals erledigt ist und sich die Flügel wieder drehen.