Oldenburg Unter Ökonomen, die ihr Wissen gern zur Problemlösung in die Gesellschaft einbringen würden, werde oft das Klagelied angestimmt: „Wir wissen, was zu tun ist, aber es hört ja keiner auf uns.“ Das berichtete Wirtschaftsprofessor Justus Haucap am Mittwoch bei einer Tagung zum „Erkenntnistransfer der Wirtschaftswissenschaften“ im Institut für Ökonomische Bildung (IÖB) in Oldenburg. Die Frage sei, warum dies so sei, sagte Haucap, der in Quakenbrück aufwuchs und als einstiger Vorsitzender der Monopolkommission zu einem der bekanntesten deutschen Politikberater wurde. Und er fragte: „Haben Ökonomen zu geringe Anreize, sich um das zu kümmern, was wirklich wichtig ist?“
Tatsache ist: Das von Wirtschaftswissenschaftlern erarbeitete Wissen findet seinen Weg in Fachpublikationen – aber eher wenig zu den Menschen im Alltag, etwa als Verbraucher oder Anleger.
Zu den Ausnahmen zählen die Arbeiten des Instituts für Ökonomische Bildung (IÖB), das insbesondere Studenten, Lehrkräfte und Schüler im Visier hat. Dort befasst man sich aktuell bei einer Tagung näher mit dem „Erkenntnistransfer“ der Wirtschaftswissenschaften, wie Prof. Dirk Loerwald (IÖB) erläuterte. Er organisierte federführend die hochkarätig besetzte Tagung am IÖB, die bis Freitag dauert. Es gehe letztlich darum, „wie man Erkenntnisse rüberbringt, wie man kommuniziert“, erläuterte Ökonomiebildung-Vordenker Prof. Hans Kaminski, (IÖB). So gesehen sei dies „eine wichtige Tagung“. Und eine weitere soll im Frühjahr folgen, kündigte er mit Loerwald an. Dann wird wohl die Praxis zum Thema. Letztlich geht es darum: Wissenschaftler sollen angeregt werden, ihre relevanten Erkenntnisse an interessierte Laien zu vermitteln, wie es beim IÖB heißt. Hintergrund: Diese Erkenntnisse sind für die Lösung von Problemen oft bedeutsam. Justus Haucap gab allerdings aus seiner Erfahrung als Politikberater zu bedenken, dass Wissenschaftler zu selten die (auch politischen) Auswirkungen ihrer wissenschaftlichen Empfehlungen im Auge hätten.
Für die Tagung wurde eine Reihe bekannter Wirtschafts-Professoren aus dem deutschsprachigen Raum gewonnen – neben Haucap etwa Achim Wambach, Bruno Frey, Thomas Meyer und Bettina Fuhrmann, zudem Wirtschaftsethiker wie Andreas Suchanek, Christoph Lütge und Dominik Enste.
Die Tagung wird gefördert vom Landes-Wissenschafts- und Kulturministerium.