Oldenburg - Wohnungen, die mit automatisierter Haustechnik punktgenau für Wohlfühl-Atmosphäre ihrer Bewohner sorgen, stehen hoch im Kurs. Ein Forschungsprojekt hat untersucht, wie solche Technik weiter entwickelt werden kann, um speziell für Senioren das selbstbestimmte Wohnen komfortabler und sicherer zu machen.

Unter dem Namen „Living Care“ haben mehrere Projektpartner wie etwa das Institut Offis, das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und die Leuphana Universität Lüneburg ein solches System entwickelt und in zehn Seniorenwohnungen der DRK-Wohnanlage an der Hundsmühler Straße eingebaut.

Der Clou des Systems: Es basiert nicht auf festen Voreinstellungen wie ein Smarthome. „Das System soll den Nutzer begleiten und lernen, was er gern hätte“, erläutert Dr. Marcus Eichelberg von Offis. Dafür registrieren Präsenzmelder und Durchgangssensoren die Anwesenheit in den Zimmern und im Bett. Entsprechend ihrer Daten werden Licht und Heizung gesteuert, aber auch mögliche Notfälle erkannt.

So kann das System zum Beispiel bei längerer Bewegungslosigkeit im Wohnzimmer einen Notruf absetzen. Für ein anderes Beispiel zeigt Eichelberg das Profil aus dem Schlafzimmer eines Bewohners. „Wir sehen hier jemanden, der um 7 Uhr aufsteht und gegen 23 Uhr schlafen geht“, so Eichelberg. „Wenn er nun um 1 Uhr immer noch im Wohnzimmer ist, könnte er ein Problem haben und Hilfe brauchen.“

Auch wenn das System autonom läuft, soll der Nutzer selbst eingreifen können. Deshalb gehört dazu eine Tablet-App, mit der die Senioren Steuerungsfunktionen selbst übernehmen oder einen Hilferuf absetzen können. „Man darf den Menschen nicht alles abnehmen“, sagt Eichelberg und erzählt von einer Bewohnerin, die trotz Vernetzung ihre Rollläden selbst bedient, um „ihren Sport“ zu haben.


Technisch möglich, aber ethisch nicht vertretbar sei es wiederum, das Nutzerverhalten zu beeinflussen. So wäre etwa denkbar, die Temperatur um ein halbes Grad abzusenken, was der Bewohner nicht bewusst wahrnimmt. „Das würde er dann aber selbst per App wieder ändern“, sagt Eichelberg. „Außer wir würden das System darauf programmieren, den gewünschten Wert anzuzeigen, also den Nutzer zu belügen.“

Ohnehin richte sich die Technik an eine schwierige Zielgruppe, sagt Eichelberg. So seien der Erklärungsbedarf und die Anforderungen an eine einfache Bedienbarkeit bei den Senioren sehr hoch, ebenso die Vorbehalte, sich überhaupt auf die Automatisierung einzulassen. „Im Grundsatz ist uns aber der Nachweis gelungen, dass ein autonom lernendes System auch für Senioren machbar ist“, schloss Eichelberg.