OLDENBURG - Der 8. Mai 1945 markiert das Ende des 2. Weltkriegs. Europa lag in Trümmern, Oldenburg dagegen war nahezu unzerstört geblieben. Nur in Bürgerfelde stand man vor den Scherben einer beruflichen Existenz: Ein Großfeuer hatte am 7. Mai die Wagenhalle und Werkstatt des Busunternehmens Pekol völlig vernichtet, der erste große Hallenbau des Firmengründers Theodor Pekol an der Alexanderstraße lag in Trümmern.
Fast genau 66 Jahre danach ist die Halle wieder aufgetaucht – zumindest ihr Boden. Bei den Erdarbeiten auf dem Gelände, die den Bau eines großen Einkaufszentrums vorbereiten, stießen die Arbeiter Mitte April auf einen betonierten Graben, rund 100 Meter lang und angefüllt mit Schrott. „Das muss der alte Arbeitsgraben der Pekol-Werkshalle sein“, wusste Hans-Joachim Luckau sofort.
Luckau, der für Pekol und dessen Nachfolger VWG gearbeitet hat und zudem Leiter des Vereins für Verkehrsgeschichte ist, erhielt Bestätigung aus berufenem Munde. Heinz Beeken (82) hatte 1943 bei Pekol angeheuert und kennt die erste Werkshalle des legendären Oldenburger Unternehmens noch aus Sicht derjenigen, die darin gearbeitet haben. „Warum das Gebäude am Tag vor der Kapitulation abbrannte, wusste niemand“, erinnert sich Heinz Beeken.
Immerhin ist überliefert, welchen Schaden das Feuer anrichtete: 27 Fahrzeuge waren in Flammen aufgegangen, darunter die auffälligen Trolley-Busse mit ihrem Oberleitungsgestänge auf dem Busdach. Glücklicherweise blieb die Betriebstankstelle in der Nähe vom Großfeuer verschont.
Die Halle, die 1937 errichtet worden war und neun Jahre lang als Werkstatt und Garage der Busflotte diente, war seit diesem 7. Mai 1945 Vergangenheit – ihr Verlust läutete fast das Ende der Vorortbahnen Pekol ein. Denn der Firmenchef hatte auch seine beiden Söhne im Krieg verloren; Theodor und Hans sollten eigentlich die Verkehrsbetriebe übernehmen.
Erst im September 1945 wurde in eingeschränktem Maße das Oberleitungs-Bussystem wieder aufgenommen. Bis 1985 konnte die Pekol-Firmengeschichte fortgesetzt werden – mit neuen Hallen und neuen Bussen. Dann übernahm die VWG den Betrieb.
Die Überreste der ersten Pekol-Halle hatten für Hans-Joachim Luckau aber mehr als nur Erinnerungswert. Neben zerstörten Karabinern aus englischer Produktion, die die Soldaten damals in den Arbeitsgraben geworfen hatten, entdeckte er hier auch ein Lenkgetriebe eines 1940er-Jahre-Pekol-Busses. Das rettete er, bevor der Graben wieder zugeschüttet wurde, fürs Verkehrsmuseum in der Halle, die nach Fertigstellung des Einkaufszentrums an der Alexanderstraße stehen bleibt.