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Oldenburger Schreibt Finanz-Ratgeber Wertpapiere sind seine große Leidenschaft

Oldenburg - An den Finanzmärkten rechnen viele mit einem baldigen Crash – das ist quasi überfällig, denn viele Jahre lang geht es nun an der Börse schon aufwärts. Till Schwalm lässt der Gedanke relativ kalt. „Gute Unternehmen würden überleben, sich immer wieder erholen – sofern unser Gesellschaftssystem insgesamt nicht untergeht“, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung. Der Oldenburger ist von der Anlage in unterbewerteten Aktien überzeugt – und hat jetzt ein Buch mit vielen Informationen und Ratschlägen dazu vorgelegt: „Einfach investieren – Grundlagen des Value Investing“.

„Begeisterung für Aktienanlage und insbesondere das Value Investing, also das wertorientierte Investieren, zu schaffen, ist eines meiner Hauptziele“, sagt der 32-Jährige über sein jetzt abgeschlossenes Buchprojekt. Das ist natürlich eine Riesen-Aufgabe in einem Land wie Deutschland, in dem kaum zehn Prozent der Menschen Aktionäre sind. „Die Angst vor der Aktienanlage zu nehmen und zu zeigen, dass die Börse kein Casino ist und man mit Aktien nicht in etwas Abstraktes investiert, sondern in Unternehmen, das ist mir wichtig“, betont der Betriebswirt.

„T“-Aktie macht Anfang

Till Schwalm war als Sohn des damaligen Oldenburger Verlags-Gesellschafters Dieter Schwalm (Lappan-Verlag) zur Welt gekommen. „Wirtschaft war schon deshalb bei uns immer ein Thema, auch Aktien“, sagt der 32-Jährige heute. 1996, beim Telekom-Börsengang, bekam der kleine Till die ersten Unternehmensanteile ins Kinder-Depot gebucht. Seit diesen „T“-Aktien begleitet ihn das Thema Börse.

Till Schwalm besuchte das Oldenburger Wirtschaftsgymnasium. „Ich war eigentlich immer gut in Mathe, auch im System-Denken“, sagt er über frühe Stärken. 2006 hatte er das Abitur in der Tasche. Damals hatte man in der Familie sicherlich im Hinterkopf, der Junge könnte eines Tages vielleicht den Lappan-Verlag weiterführen, der seit 1984 durch die Maus-Cartoons von Uli Stein berühmt geworden war.

Aktienexperte aus Oldenburg

Der Junior machte ein freiwilliges Soziales Jahr in den USA mit Themen wie Häuser für Bedürftige und Kinderbetreuung. Daheim verkaufte der Vater in dieser Phase dann aber die Lappan-Verlagsanteile an den Verlag Ueberreuter (heute Carlsen) – und damit waren auch für den Sohn Würfel gefallen. „Ich wollte nun irgendwie ins Management“, sagt er – und er bekam tatsächlich an der Universität St. Gallen (Schweiz) einen Studienplatz für Betriebswirtschaftslehre (BWL). Das wurde zum Glücksfall, denn dort lernte der Oldenburger auch seine spätere Frau kennen, die Österreicherin Eva.

Während des Studiums befasste sich Till Schwalm immer intensiver mit Aktien – was auch kaum zu vermeiden war, denn 2007/2008 brach die Finanzkrise aus. Die Kurse kollabierten. Bald darauf gründete der Student mit Gleichgesinnten einen Aktienclub. Man brachte 100 000 Euro Anlegerkapital zusammen. „Es ging darum, das Geld zu vermehren, aber auch darum, zu lernen“, sagt der frischgebackene Ratgeber-Autor heute über diese Zeit.

Fondsmanager von Warren Buffett inspiriert

Konkret war der Oldenburger nun bereits Fondsmanager. Er verwaltete das Portfolio, analysierte Unternehmensdaten und kommunizierte seine Meinung in einem eigenen Blog: „www.gewinnbringend-investieren.de“ Oft geht es da um Unter- oder Überbewertung von Unternehmen. Aktien, die gerade unterbewertet sind, zu kaufen – das ist Schwalms Grundhaltung („Value Investing“), die er auch in seinem Buch in den Mittelpunkt stellt. Diese unterbewerten Aktien, so das Kalkül, werden irgendwann entdeckt und sich ihrem fairen Wert annähern – also im Kurs steigen. Inspiration gab ihm laufend der Großmeister dieser Disziplin, Star-Investor Warren Buffett, der besonders viele Menschen reich machte. Schwalm hat ihn vor Ort in den USA live erlebt.

Die Sache mit dem Investmentclub dauerte nur zwei Jahre. Dann ging der Betriebswirt mit seiner Frau – teils finanziert aus den Club-Gewinnen – erst einmal für knapp ein Jahr auf Weltreise.

Master in Banking und Finance in St. Gallen

Anschließend folgten erste Erfahrungen in der Investment-Branche mit einem Praktikum bei der Warburg-Gruppe in Hamburg. Dann ging der BWL-Bachelor wieder in St. Gallen zur Uni. Ziel war nun der Master in „Banking & Finance“, der 2013 erreicht wurde.

Und nun? Sich in der Vermögensverwaltung selbstständig machen oder eine gute Fonds-Adresse finden? Auch zur Fondsgesellschaft Loys AG in der Heimatstadt Oldenburg schickte Till Schwalm damals eine Bewerbung. Von deren wertorientiertem Anlagestil sei er überzeugt gewesen. Und man kam tatsächlich ins Geschäft! Schwalm faszinierte die Vorstellung, als professioneller Analyst und Fondsmanager tätig zu sein, ein großes Portfolio zu verwalten.

Vier Jahre bei Loys tätig

Er kam also 2014 zu Loys nach Oldenburg und zog erst einmal wieder bei seinen Eltern ein – für acht Monate.

Fast vier Jahre war Schwalm für das schnell wachsende Fondshaus tätig – zeitweilig direkt Seite an Seite mit dem heutigen Vorstandsvorsitzenden Ufuk Boydak in Frankfurt. Loys verlagerte seien Schwerpunkt immer mehr dorthin – an den Puls der Börse und der Fonds-Szene.

„Ich habe immer gern für Loys gearbeitet“, sagt Schwalm. Die relativen Nachteile Frankfurts für die nun kommende Familienphase waren wohl der Hintergrund, weshalb sich der Oldenburger mit seiner Frau für die alte Heimatstadt entschied – und bei Loys (wo er sich für Frankfurt hätte entscheiden müssen) schließlich im Frühjahr 2018 ausstieg. Nun lebt er mit seiner Frau Eva ganz in Oldenburg. Er ist seit Kurzem der „Hausmann“ und betreut die gemeinsame 16 Monate alte Tochter, während seine Frau sich im Marketing eines Maschinenbauers im Landkreis Oldenburg engagiert.

Drei Jahre an Finanz-Ratgeber „Einfach investieren“ gearbeitet

Lange Zeit, gut drei Jahre, hatte Till Schwalm nebenbei an seinem Finanz-Buch gearbeitet. Im April kam es nun heraus.

Dies geschah allerdings nicht im Lappan-Verlag, in dessen Geschäftsführung weiterhin sein Vater Dieter Schwalm (64) tätig ist – wenn auch nicht mehr als Eigentümer. Das Lappan-Programm unter anderem mit lustigen Cartoons von Uli Stein und sein „Einfach investieren“ – das sei eben „überhaupt nicht passend“, sagt Till Schwalm schmunzelnd.

Beim Finanzbuch-Verlag in München

Er wurde stattdessen mit dem Finanzbuchverlag (München) einig. Das sei doch „auch eine sehr, sehr gute Visitenkarte“, findet der Autor. In seinem Buch erfahren Leser viel Nützliches darüber, warum und wie man konkret investieren sollte. Und wie man die Werte eines Unternehmens erkennen kann. „Kaufe nie etwas zu einem höheren Preis als es wert ist“, lautet sein Credo.

Der junge Autor denkt aber schon über neue Projekte nach. Der Spezialist für Aktien bleibt wahrscheinlich seinem Lieblingsthema treu – und gründet eine Beteiligungsgesellschaft. Auch dort, kein Zweifel, wird sein Grundsatz des „Value Investings“ gelten: „Kaufe nie etwas zu einem höheren Preis als es wert ist!“ Oder, wie sein Idol Warren Buffett mal sinngemäß gesagt haben soll: Kaufe den Dollar zu 50 Cent.

Rüdiger zu Klampen
Rüdiger zu Klampen Wirtschaftsredaktion (Ltg.)
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