Sande - Wie im Landkreis Ammerland rund 213 Hektar Blühflächen für Insekten geschaffen wurden und was das für Auswirkungen hatte – das hat Dr. Tatjana Hoppe vom Ammerländer Landvolkverband in Sande vorgestellt. Landwirte aus Sande aber auch andere Interessierte, Bürgermeister Stephan Eiklenborg und Umweltminister Olaf Lies waren gekommen, um am Beispiel Ammerland über die Bienenförderung zu sprechen.
Wie berichtet, ist Sande „Bienengemeinde“. Mehrere Blühflächen im Ort wurden im Frühjahr angelegt – auch Sandes Landwirte sollen und wollen sich am Insektenschutz beteiligen.
Seit März 2017 arbeitet die Initiative „Bienengemeinde Sande“ daran, mehr Lebensraum für Insekten zu schaffen. Mit im Boot sind der Bürgerverein Sande, die Gemeinde mit Bürgermeister Stephan Eiklenborg als Schirmherr, das RUZ Schortens, Imker Peter Bünting, Bund und Nabu sowie die Umweltstiftung Weser-Ems und weitere Mitstreiter.
Ziel ist, möglichst viele Mitstreiter zu gewinnen – Privatpersonen, die etwas in ihren Gärten und auf den Balkonen verändern, Unternehmer, Vereine, Kirche, soziale Einrichtungen, Kitas und Schulen, die eigene Flächen insektenfreundlich gestalten.
Im April wurde die erste Blühwiese der Gemeinde angelegt, sie soll den Bürgern ein Vorbild sein, wie es gemacht werden kann. Inzwischen gibt es rund 25 Blühflächen.
Auch im Landkreis Ammerland wurde ein Arbeitskreis gegründet. „Wir haben Veranstaltungen besucht und Vorträge organisiert“, berichtete Tatjana Hoppe. Immer mit den Zielen: mehr Lebensräume für Insekten schaffen, Vernetzung und Austausch von Fachinformationen und Sensibilisierung.
Von sechs auf 30
Für Ackerstreifen wurde eine Saatgutmischung zusammengestellt. An diesem Blühstreifenprojekt haben sich 2009 zunächst sechs Landwirte beteiligt, im vergangenen Jahr waren 30 Landwirte dabei. Es wurden verschiedene Flächen für Blühstreifen ausprobiert – einige stellten sich als passend, andere funktionierten nicht.
Die Kosten betrugen rund 6000 Euro, der Landkreis Ammerland fördert das Projekt mit jährlich 3000 Euro.
Das Fazit von Tatjana Hoppe: Im vergangenen Jahr konnten 213 Hektar Blühflächen für Insekten geschaffen werden, das entspricht 0,5 Prozent der Fläche des Ammerlands. „Die Resonanz war positiv, zudem gibt es eine ästhetische Aufwertung – das freut auch Touristen.“
Sandes Landwirte waren sich einig: Die Erfahrungen, die der Landkreis Ammerland gemacht haben, sind hilfreich. „Gut, dass Sie auf Probleme hinweisen. So können wir davon lernen“, sagte etwa Kreislandvolk-Vorsitzender Hartmut Seetzen.
Vernetzung notwendig
Einige Landwirte machten auch deutlich: In Sande gibt es nicht so viel Ackerfläche wie im Ammerland, sondern eher Grünflächen und Marschland: „Das Projekt Ammerland lässt sich hier so nicht übertragen“, sagte ein Landwirt. Ein anderer berichtete, dass er seit vielen Jahren aktiv sei – und schlechte Erfahrungen gemacht hat. „Immer wieder kamen Radfahrer vorbei und haben sich einfach Blumen gepflückt.“ Da kippe die anfängliche Euphorie schnell um.
Umweltminister Lies betonte mehrfach, dass es nicht Aufgabe der Landwirte sei, die Artenvielfalt zu sichern. So sei oft die Rede davon, dass „die Landwirtschaft“ sich engagieren müsse: „Das ist aber nur ein Teil der Lösung. Wir brauchen Vernetzung und müssen dahin kommen, dass sich jeder – auch im Kleinen – engagiert“, so Lies.
Auch Kritik gab es: So wurde bemängelt, dass am Sander See viel gemäht wird. Bürgermeister Stephan Eiklenborg stimmte zu: „Ja, auch wir als Gemeinde können noch mehr tun.“ Aber schon zu Beginn der Initiative Bienengemeinde sei klar gewesen, dass dies ein längerer Prozess sei.