Sande - Das Projekt „Bienengemeinde Sande“ nimmt weiter an Flughöhe auf. Viele kleine und schon etwas größere Projekte sind bereits gestartet, weitere sind geplant. Das große Ziel: Bienen, Hummeln und anderen Insekten gute Lebens- und Überlebensbedingungen zu bieten und überhaupt erst mal dafür zu sorgen, dass sich der seit Jahren rückläufige Bestand wieder erholt.
Sande hat viel vor, und viele engagierte Bürger machen begeistert mit und legen in ihren Gärten Blühwiesen an oder übernehmen Patenschaften für öffentliche Grünflächen, um dort dafür zu sorgen, dass es dort wieder summt und brummt. Das wurde beim Netzwerktreffen der Initiative im Sander Rathaus deutlich. Als nächstes startet am Donnerstag kommender Woche eine neue Blumensamen-Tauschbörse (die NWZ berichtete) in der Gemeindebibliothek. Auch Fotokalender-Projekte oder neue Blühflächen auf einem alten Sportplatz in Neustadtgödens sind geplant sowie Garten-Workshops zur richtigen Bodenvorbereitung für Blühwiesen oder den richtigen Obstbaumschnitt.
Wissenschaftlich ist belegt, dass es heute viel weniger Insekten gibt, als noch vor einigen Jahren. Der Insektenschwamm, ein einst so wichtiges Autozubehör im Sommer wie der Eiskratzer im Winter, wird heute gar nicht mehr benötigt, weil nach einer Autofahrt kaum Insekten an der Windschutzscheibe kleben. Die Gesamtmasse flugfähiger Insekten soll in den vergangenen drei Jahrzehnten um 75 Prozent abgenommen haben.
Ursache sind unter anderem die moderne Landwirtschaft, der Aufbau von Monokulturen und der Umgang mit Pestiziden. Auch die zunehmende Lichtverschmutzung trägt zum Rückgang der Insekten bei. Viren und Krankheitserreger und nicht zuletzt der Klimawandel tun ihr übriges.
Die Bienengemeinde Sande will diese Entwicklung vor Ort stoppen. Es ist eine Initiative, in der jeder Bürger, jede Firma und weitere Interessierte der Umwelt helfen, damit es den Insekten wieder besser geht.
Ina Rosemeyer vom Regionalen Umweltzentrum in Schortens, Imker und Bienen-Experte Peter Bünting aus Sande oder auch Ute Rosskamp vom Bürgerverein Sande, allesamt Initiatoren und Koordinatoren der „Bienengemeinde Sande“ wollen mit ihren Mitstreitern weiter dafür sorgen, die Sensibilität für das Thema hoch zu halten. Sie wollen unter anderem auf die Kommunen und die dortigen Mitarbeiter der Grünflächenpflege zugehen und ein Gespür dafür entstehen lassen, Grünflächen „mit Bienenblick“ zu pflegen. „Da muss man nicht alle paar Wochen drübermähen – schon gar nicht, wenn es gerade blüht“, sagt Ina Rosemeyer.
Einige Bürger brachten Bespiele, wie im vergangenen Jahr blühende Sträucher radikal zurückgeschnitten wurden, um beispielsweise Gräben besser reinigen zu können. „Wir lernen alle noch“, sagt Bürgermeister Stephan Eiklenborg. Das Projekt Bienengemeinde bedeute nicht: die Gemeinde kümmert sich. Ziel soll sein, dass jeder einzelne guckt, wo man auf eigenen Flächen in Garten etwas tun und einen Blühstreifen anlegen kann.
Peter Bünting appellierte an die Bürger, nicht noch mehr dieser toten Steingärten anzulegen: „Ein Graus für die Insektenwelt.“
Es muss auch nicht immer die 100 Quadratmeter große Blühflächen im Garten sei. Auch Blühflächen an Straßen seien nützlich: Wir brauchen auch dort Zwischenlandeplätze, wo Insekten landen und auftanken können. Honigbienen etwa haben einen Aktionsradius von rund drei Kilometern, manche Wildbienen schafften nur 300 Meter. Im Sommer seien zudem Wasserflächen für Insekten Überlebensflächen