Bardenfleth - Die Hausnotrufzentrale der Johanniter-Unfall-Hilfe, Ortsverband Stedingen, gibt es seit 30 Jahren. Und seit fünf Jahren gibt es Forschungsprojekte rund um das Thema Hausnotruf, an denen die Johanniter in Bardenfleth federführend beteiligt sind. Aus diesem Anlass fand am Donnerstag am Dienstgebäude am Deich eine Feierstunde mit Grußworten von Projektpartnern sowie eine vom CDU-Landtagsabgeordneten Björn Thümler moderierten Podiumsdiskussion statt, an der auch Prof. Dr. Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung, teilnahm. Das Ministerium fördert mehrere der Forschungsprojekte.
75-Jährige erste Nutzerin
Der ehemalige Ortsbeauftragte Diether Liedtke erinnerte an die bescheidenen Anfänge des Hausnotrufs im Jahr 1985. Ein Pilotprojekt in einem Krankenhaus in Wilhelmshaven ließ die Stedinger Johanniter aufhorchen: „Etwas Neues schien sich anzubahnen und wir wollten dabei sein“, sagte Liedtke vor zahlreichen eingeladenen Gästen. Am 16. Juli 1985 wurde dann die erste Kundin aufgeschaltet. „Das war die Großmutter einer Kollegin, damals gerade 75 Jahre alt. Sie blieb bis zu ihrem Tod noch 21 Jahre Teilnehmerin des Hausnotrufs“, erzählte Liedtke.
Damals, berichtete Liedtke weiter, hätte ein Gerät rund 3000 D-Mark gekostet und damit die finanziellen Möglichkeiten des Ortsverbandes völlig überfordert. Erst mit Inkrafttreten des Rettungsdienstgesetzes wurde die Finanzierung geregelt. Inzwischen betreuen die Johanniter aus Bardenfleth 26 229 Kunden. Damit ist die Hausnotrufzentrale in der Wesermarsch nicht nur eine der ersten bundesweit, sondern heute auch die größte der Johanniter. Täglich werden rund 1500 Notrufe bearbeitet.
Ausgangspunkt des Hausnotrufs war der so genannte „Totmannschalter“, der beispielsweise in Zügen vorhanden ist. Diesen muss der Lokführer in regelmäßigen Abständen betätigen um zu signalisieren, dass alles in Ordnung ist. Aus dieser Idee wurde der Hausnotruf für ältere Menschen entwickelt, damit sie möglichst lange in den eigenen, vertrauten vier Wänden bleiben, im Bedarfsfall aber schnell Hilfe holen können.
Zu dem klassischen Hausnotruf sind im Laufe der Zeit weitere Nutzungsmöglichkeiten hinzu gekommen, etwa Bewegungs- oder Rauchwarnmelder. So sind zahlreiche Forschungsprojekte entstanden, die sich vor allem damit befassen, wie moderne Technologie im häuslichen Umfeld integriert werden kann. „Wir setzen die Innovationen dazu ein, unsere Kunden zu entlasten, ihr Leben sicher und einfacher zu gestalten“, sagte Thomas Mähnert vom Landesvorstand Niedersachsen/Bremen der Johanniter. 16 Projekte, unter anderem in Zusammenarbeit mit der Universität Oldenburg oder der Jade-Hochschule, haben die Stedinger Johanniter initiiert oder begleitet. Mehr als 1,8 Millionen Euro sind auf diese Weise in die Wesermarsch geflossen, ergänzte Diether Liedtke.
Zwei neue Projekte
Bundesforschungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka lobte diese Projekte. Sie betonte aber zugleich, dass die Technik einfach bleiben und die Menschen erreichen müsse. Dazu unterstütze ihr Haus zurzeit beispielsweise das Projekt „Senioren-Technik-Botschafter“, in dem Ältere den etwa Gleichaltrigen den Umgang mit Technik erläutern. Ein weiteres Projekt sind kommunale Beratungsstellen, mit denen nach Wegen gesucht wird, Betroffene überhaupt zu erreichen.
Lob für die Johanniter gab es nicht nur von Kooperationspartnern, sondern auch von Landrat Thomas Brückmann und Bernes Bürgermeister Franz Bittner.