Oldenburg - Ernst Lorenzen hat erst spät im Erwachsenenalter Lesen und Schreiben gelernt. Er sagt: „Das waren oft verzweifelte Situationen bis dahin. Ohne Lesen und Schreiben ist es ein verdammt schweres Leben.“ Lorenzen hat sich dann mit Hilfe der ABC-Kurse der VHS „reingehauen“, wie er sagt, und die Hürde geschafft. „Mein Leben hat sich dadurch um 180 Grad gedreht. Es gab ein Leben davor und ein Leben danach“, sagt er. Damit dieses Glück möglichst viele Analphabeten erleben können, engagiert er sich seit Jahren in der ABC-Selbsthilfegruppe bei der VHS. Jede Woche stärkt und ermutigt er Menschen, das auch zu schaffen, nicht nur in Oldenburg, sondern in ganz Deutschland ist Lorenzen dafür unterwegs, gemeinsam mit Brigitte van der Velde.

Das sind die Oldenburger des Jahres

Er ist einer der 32 Ehrenamtlichen, die in diesem Jahr vorgestellt worden sind – einer von all denen, die sich darum kümmern, dass diese Stadt funktioniert, indem Menschen einander helfen. Dafür gibt es viele Beispiele – von der Bibliothek im Kinderkrankenhaus, die Andrea Bohnsack mit ihrem Team betreut, über den Einsatz von Menschen wie Philipp Pumplün für das Musik- und Literaturhaus „Wilhelm 13“ und den musikalischen Nachwuchs in der Stadt – wie die „M-Band“ und „Funky Kayle“ an der Musikschule – bis zum Einsatz für die vielen Flüchtlinge. Die vorgestellten Ehrenamtlichen standen damit auch für alle anderen Freiwilligen in ihren Teams.

Die Aktion „Oldenburger des Jahres“ von NWZ   und Volksbank Oldenburg unterstreicht die Bedeutung dieser Arbeit. Über 1000 Leserinnen und Leser haben sich mit ihren Stimmen daran beteiligt. Der Abschluss der elften Aktion wurde am Dienstagabend im Schlosssaal gefeiert, moderiert von NWZ -Redakteur Karsten Röhr.

Geehrt als „Oldenburgerin des Jahres“ wurde Dr. Nicole Gorris-Vollmer, die eine Grundschulkantine für 120 Kinder in Freetown finanziert und sich für „Hilfe direkt Oldenburg-Sierra Leone“ im Krankenhaus in Bo engagiert.

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„Oldenburger des Jahres“ ist Patrick Bloem, der seit 15 Jahren im DRK aktiv ist und heute die Sanitätsbereitschaft der Ehrenamtlichen leitet. Beide erhielten zusätzlich eine goldene Ehrennadel und jeweils 500 Euro.

Auch einige „Oldenburger des Jahres“ der vergangenen Jahre nahmen teil, darunter die „Oldenburger des Jahres 2015“ Heidi Lange (Ambulanter Hospizdienst) und Reinhard Haß (Verein „Oldenburger Zeltlager“/Selker Noor).

Ulrich Schönborn aus der NWZ -Chefredaktion unterstrich die Bedeutung des Ehrenamtes und dankte den Ehrenamtlichen für ihren enormen Einsatz für die Allgemeinheit. Auch Volksbank-Vorstand Matthias Osterhues würdigte dieses „nachhaltige und große Engagement“ in so vielen Bereichen des Oldenburger Lebens, das diese Stadt so lebenswert mache. Das Lebensgefühl sei in praktisch keiner anderen Stadt besser als in Oldenburg – diese positive Stimmung spiegele sich auch in der extrem hohen Bereitschaft zum Ehrenamt.

Oberbürgermeister Jürgen Krogmann, der wie NWZ -Chefredakteur Rolf Seelheim, Volksbank-Vorstand Matthias Osterhues und Regierungsdirektorin Susanne Kühter der Jury angehört hatte, zeigte sich beeindruckt von der Arbeit der Ehrenamtlichen. Ein Beispiel seien etwa die Menschen, die in den neuen Fahrradwerkstätten Räder für die Flüchtlinge herrichteten. Allerdings müssten im gleichen Atemzug auch alle anderen ehrenamtlichen Tätigkeiten in der Stadt genannt werden.

Für die tolle Musik sorgten die junge Band „Funky Kayle“ mit Soul und Funk (zu hören auch am 4. Juni, 20 Uhr, mit der M-Band in der Aula des Neuen Gymnasiums) sowie Heinz Fröhling und Kai Liedtke. Zum Abschluss freuen durfte sich auch der Ehrenamtliche Meinert Leinigen (Event e.V.): Er gewann eine NWZ -Leserreise für zwei Personen nach Berlin.

Karsten Röhr
Karsten Röhr Redaktion Oldenburg