Vechta/Sögel - Die Arbeitsbedingungen in der fleischverarbeitenden Industrie sind Thema einer Podiumsdiskussion, die am Donnerstag, 27. September, in Sögel stattfinden soll. Die Diskussion ist der Werkvertragsarbeit gewidmet. In Sögel befindet sich der Großschlachthof „Weidemark“, der zum Tönnies-Konzern gehört.

Dazu hat sich Pfarrer Peter Kossen gemeldet, von 2011 bis Anfang 2017 Vertreter des Offizials des oldenburgischen Teils des Bistums Münster und jetzt Pfarrer in Lengerich. Kossen setzt sich seit Jahren für faire Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie ein. Kossen wählt deutliche Worte, wenn er die Arbeitsbedingungen beschreibt: „Die ständige Ausweitung der Werkvertrags- und Leiharbeit in unserm Land und ihr Missbrauch zum Zweck von Lohn- und Sozialdumping ist wie ein Krebsgeschwür, dass seinen Ausgang genommen hat in der Fleischindustrie und mittlerweile die Metallindustrie, die Logistik und viele andere Branchen befallen hat. Es geht dabei keineswegs um Flexibilisierung, sondern um primitive Lohndrückerei und das Absenken von Sozialstandards“, sagte Kossen. Er spricht in diesem Zusammenhang gar von „Wegwerfmenschen“. „Menschen werden benutzt, verschlissen und dann entsorgt - wie Maschinenschrott: Wegwerfmenschen“, beschreibt es Kossen. Er führt einen aktuellen Fall eines Subunternehmers aus dem Emsland an, der als Subunternehmer aktiv war auf Großschlachthöfen in Sögel und in Lohne; „nebenbei machte er im großen Stil in Drogen“, schreibt Kossen. Der Menschenhandel zur Arbeitsausbeutung werde in der Szene „ganz legal“ betrieben, für den Drogenhandel wurde der Unternehmer jedoch „hochgenommen“. Frauen und Männer aus Rumänien, Bulgarien, Ungarn seien in solchen Strukturen „Arbeitnehmer dritter Klasse, eine Geisterarmee: Arbeitskräfte ohne Gesicht, ohne Namen und Geschichte, Wegwerfmenschen“. Die Lebensbedingungen der Arbeitnehmer seien durch Mietwucher in unwürdigen Behausungen, die Aushebelung von Arbeitsrecht, von Mindestlöhnen und Sozialstandards, der Verschleiß von Menschen durch gesundheitsschädliche Arbeitsbedingungen, die Abhängigkeit der Arbeitsmigranten von ihren Vermittlern gekennzeichnet. Das EU-Aufenthaltsrecht werde für viele EU-Bürger aus Rumänien und Bulgarien zur Falle, weil sie gezwungen sind, notfalls auch ausbeuterische Job-Angebote in der Fleischindustrie, auf dem Bau oder bei den Paketzustellern anzunehmen. Frauen sind aus diesem Grund leicht Opfer von Zwangsprostitution. Allein in der Stadt Münster gebe es deshalb 400 bulgarische Prostituierte.