Oldenburg Wenn Georg Litmathe aus dem Fenster seines Oldenburger Arbeitszimmers blickt, kann er – vielleicht 150 Meter Luftlinie entfernt – einen Teil des Gebäudes „Am Stadtmuseum 15“ einsehen. Und damit hat er stets ein eindrucksvolles Beispiel für die Popularität von Genossenschaften vor Augen. Denn dort retteten Hunderte engagierte Bürger den bedrohten Klub Polyester, indem sie eine Genossenschaft gründeten. Sie zahlten Hunderttausende Euro ein. Litmathe, der Verbandsdirektor des Genossenschaftsverbandes Weser-Ems, konnte beobachten, wie die außen am Gebäude kommunizierte Zahl der gezeichneten Anteile ständig stieg und die Zahl der neuen – matt-goldenen – Verkleidungsschindel an der „Polygenos Kulturräume eG“ stetig wuchs. Genossenschaftliche Grundideen seien eben hoch aktuell, sagt Litmathe und freut sich.
Er selbst hat diese Idee vom gemeinsamen Wirtschaften und einem Förderauftrag als glühender Verfechter rund 37 Jahre mitrepräsentiert – und damit auch einen wichtigen Sektor der Wirtschaft in der Region. Nun geht Georg Litmathe (fast 65) in den Ruhestand. Das bisherige Arbeitszimmer ist schon fast leer geräumt. Am 27. wird der Verbandsdirektor verabschiedet.
Dass er einst in den Genossenschaftsektor einstieg, bezeichnet der Verbandsdirektor aus Friesoythe als „puren Glücksfall“. Es hätte damals, nach Abitur am Gymnasium in Friesoythe und Betriebswirtschafts-Studium in Münster, auch anders kommen können – es gab mehrere Angebote. Litmathe nahm dann aber bei dem Oldenburger Verband (damals noch Raiffeisen-Genossenschaftsverband) 1980 seine erste Stelle an, als Prüfungsassistent. Er wurde dann Verbandsprüfer, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer und übernahm 1989 die Leitung der Abteilung „Genossenschaftsbanken/Prüfung“. Seit 2002 ist er geschäftsführender Vorstand des Genossenschaftsverbandes Weser-Ems.
Hier ist er mit dem Kollegen Johannes Freundlieb im Tagesgeschäft Chef von rund 200 Mitarbeitern in der Gruppe (u.a. mit Akademiehotel). Hauptthema: Prüfung und Beratung von fast 300 Genossenschaften. Den Schwerpunkt bilden Volks- und Raiffeisenbanken, hinzu kommen diverse Sparten (wie Landhandel) und auch eine große Molkerei (DMK). Auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen hätten dazu geführt, dass sich immer neue Themen für Genossenschaften erschlossen, sagt Litmathe. Dazu zählen etwa Energie, Wohnen und Nahversorgung.
Limathe hat das verwaltet – aber auch – mit bester Vernetzung – mit gestaltet. Er gehört zudem zu den Repräsentanten des Nordwestens, die in Hannover Gehör fanden.
Ein Thema, bei dem ihm schon mal der Kragen platzen konnte, ist die Regulierungsflut für die Genossenschaftsbanken und generell unnötig viel Bürokratie. Sitzt er bei Entscheidungen mit am Tisch, dann gibt es nach „intensiver“ Diskussion „tragfähige Kompromisse“, heißt es anerkennend im Umfeld.
Der Verband stehe gut da, bilanziert Litmathe. So gesehen sei der Zeitpunkt für den Ruhestand passend. Nachfolger wird Axel Schwengels.
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Und was wird dieser Fan der Genossenschaftsidee („oft die ideale Rechtsform“) und eines unabhängigen Weser-Ems-Verbandes („nah dran“) künftig machen? Litmathe, der auch Aufsichtsratsvorsitzender des St. Marienhospitals in Friesoythe ist, wird sich weiter mit dem Gesundheitswesen befassen. Aber er liebt auch den Chor und die Fotografie, er hat Golf für sich entdeckt und will von einem netten Nachbarn Gitarre lernen.
Zudem wird er Geschichte studieren und viele Bücher dazu lesen. In ein Thema hat er sich gerade schon eingearbeitet: Es ist Karl der Große.