Westerholt - Ungewöhnlich hell und luftig ist es in der künftigen Werkstatt der Westerholter Ziegelei. Kein Wunder, im Dach klafft am Montagvormittag eine riesige Lücke. Doch Albert Hinrichs, 1. Vorsitzender des Meuseumsvereins Alte Ziegelei, schaut dennoch zufrieden drein. „Wir freuen uns schon auf den Umzug. Den zusätzlichen Platz können wir gut gebrauchen“, sagt er.

Bislang musste der 1991 gegründete Verein für alle Arbeiten das alte Technikhaus der Westerholter Ziegelei als Werkstatt nutzen, das doch eigentlich als Ausstellungsraum hergerichtet werden sollte. Mit dem neuen Vertrag, den der Vereinsvorstand mit der Familie Teebken, den Eigentümern des benachbarten Grundstücks und zweier darauf befindlicher Gebäude, geschlossen hat, kann dies nun tatsächlich geschehen. Der alte Viehstall wird zurzeit von Projektteilnehmern renoviert, die über das Jobcenter Sandkrug und die Ländliche Erwachsenenbildung vermittelt worden sind. Sie ersetzen zuerst die morschen Dachbalken, anschließend soll die alte Güllerinne mit Sand verfüllt und gepflastert werden.

Material dafür habe der Verein genügend zur Verfügung, sagt Hinrichs. An Helfern mangelt es dank des bereits seit drei Jahren laufenden Projekts, bei dem Langzeitarbeitslose über handwerkliche Tätigkeiten wieder an den Arbeitsmarkt herangeführt werden, ebenfalls nicht. Gerade ist die Maßnahme für weitere zwölf Monate verlängert worden. Damit steht fest, dass 2013 bis zu zwölf Arbeitskräfte für die weitere Sanierung der Ziegelei zur Verfügung stehen. Aufgaben gibt es genug: Der große Holzzaun muss bis zu den neuen Gebäuden versetzt werden, und auch das zweite Gebäude – ein alter Trockenschuppen, wie sie früher in Scharen rund um die Ziegelei standen – hat großen Entrümpelungsbedarf.

Die Westerholter Ziegelei, die ursprünglich 1990 abgerissen werden sollte, ist weit mehr als ein dankbares Betätigungsfeld für Menschen, die wieder Fuß im Berufsleben fassen wollen. Dank des ehrenamtlichen Engagements von Männern wie Albert Hinrichs und Heinz Wellmann, 1. bzw. 2. Vorsitzende des Museumsvereins, hat sich die historische Einrichtung auch zu einem Publikumsmagneten entwickelt. 112 Besuchergruppen waren allein in diesem Jahr zu Gast. Aus Kaliningrad (ehemals Königsberg) kam im Oktober sogar der Direktor des dortigen Stadtmuseums – ein Fachmann für Ziegeleien – zu Besuch. Als Veranstaltungsort für Vorträge, Konzerte, musikalische Frühschoppen und Feiern hat sich die Ziegelei ebenfalls etabliert.

Die besondere Atmosphäre weiß auch das Team vor Ort zu schätzen, bestätigt Edgar Ruhm. Der Anleiter aus Oldenburg ist nicht nur Fachmann für die Ringofensanierung und selbst Vereinsmitglied geworden, sondern hat in diesem Sommer mit dem 1. Wardenburger Spieleabend dem kulturellen Angebot eine weitere Facette hinzugefügt. „Mittlerweile wollen viele freiwillig hier her und sind traurig, wenn ihre Zeit wieder rum ist“, bringt er seine Eindrücke auf den Punkt.

Werner Fademrecht
Werner Fademrecht Redaktion Hatten