VOSTEEN - 86 Jahre liegen zwischen dem ältesten Vosteener und der jüngsten Vosteenerin – 86 Jahre, in denen die damalige, mitten durch den Ort an der westlichen Gemeindegrenze verlaufende Bundesstraße 75 dreimal verlegt und begradigt worden sei, wie Friedrich Linnemann (88) berichtet. Davon hat Urenkelin Sophie Lietzau, zwei Jahre alt, nichts mehr mitbekommen. Mit dem Bau der A 28 zwischen 1972 und 1975 verlor die B 75 an Bedeutung.
Sowohl die persönliche Geschichte der Familie Linnemann/Schröder als auch die des 60-Einwohner-Ortes Vosteen ist eng mit der Bundesstraße zwischen Bremen und Oldenburg verknüpft. Ab 1968 bewirteten Friedrich Linnemann und Ehefrau Elfriede vor ihrem damals noch landwirtschaftlich genutzten, am äußersten Ende Vosteens gelegenen Hof zunächst von einem kleinen Imbisswagen aus, wenig später dann im neu eröffneten „Rasthaus am Kimmer Holz“ Fernfahrer, Vertreter und Reisende. Bis zu 20 LKW hätten in Spitzenzeiten vor der Tür gestanden, erinnert sich Friedrich Linnemanns Tochter Waltraut Schröder. Schlagartig ließ der Besucheransturm nach, als 1975 die Autobahn eingeweiht wurde – bis sich die Fernfahrer eines Tages wieder gezielt dort verabredeten.
Die Auswirkungen des Autobahnbaus betrafen das gesamte Dorf. „Die Landwirte gaben jeweils einen Teil ihrer Ländereien ab“, erzählt Friedrich Linnemann. Auch erinnert er sich, dass für den Straßenbau Sand aus dem Sandersfelder und dem Falkensteinsee herausgespült wurde und dass damals viele Bäume weichen mussten – glücklicherweise jedoch nicht die heute 180 Jahre alten Eichen vor dem Hof, auf dem Linnemann seit seiner Geburt lebt.
1896 war sein Großvater nach Vosteen gezogen. „Damals existierte hier nicht viel mehr als der Hof, zwei Heuerhäuser und die von den Gebrüdern Fries betriebene Molkerei, die zugleich auch Mühle und Sägewerk war“, so Linnemann.
Das ehemalige Molkerei-Gebäude gehört seit 1974 Fritz Bleckwehl. In der Halle hat er ein Zweirad- und Motorentechnik-Museum eingerichtet. Dicht an dicht stehen dort Motorräder aus der Vor- und Nachkriegszeit, die Bleckwehl im In- und Ausland erstanden und originalgetreu aufgearbeitet hat. Noch bis zu seinem 70. Geburtstag ist der heute 71-Jährige in Oldtimer-Rennen angetreten. Nun stellt er seine Exponate in Präsentationsläufen vor.
Die Historie Vosteens lässt sich nicht nur an der Molkerei selbst ablesen, sondern sie hat ihre (Fuß-)Spuren auch an einem Findling hinterlassen, der bis 1960 davor seinen Platz hatte und heute vor dem Hof Blankemeyer steht – dem namensgebenden „Fuchsstein“ (Voss-Steen). Das Gegenstück dazu, der „Teufelsstein“, wurde kürzlich am Rand der alten B 75 an einem Rastplatz aufgestellt und soll bald mit einer Schautafel zur Sage um Teufel und Fuchs versehen werden.