WADDENS - Die Organisatoren machten 1100 Bilder. 650 sind auf einer DVD zu haben.
von jochen eilers
WADDENS - Mit einem solchen Besucherandrang hatte niemand gerechnet. So mussten noch eilig Stühle herangeschafft werden, doch auch die reichten nicht aus. Mehr als 220 Interessierte drängelten sich am Freitag im „Butjenter", um den Bildervortrag von Dirk Warns und Heiko von Atens zu sehen.Für die beiden war es ein Lohn für die Arbeit der vergangenen Monate. Mit Kamera, Stift und Block waren sie durch den Ort gezogen, um Aufnahmen von den Häusern und ihren Bewohnern zu machen. Und die Geschichten, die ihnen dabei erzählt wurden, schrieben sie gleich eifrig mit. Zusammen mit alten Bildern aus dem vergangenen Jahrhundert stellten Warns und von Atens den Besuchern jetzt ein einzigartiges Dokument der Geschichte des kleinen Dorfes vor. Titel: „Geschichte und Geschichten aus Waddens – mit Bildern von 1908 bis heute".
Mit Schwung und Humor erzählten Warns und von Atens die Geschichten zu den 350 Bildern – von insgesamt 1100 –, die sie präsentierten. Fünf weitere Referenten unterstützten sie dabei.
Einer von ihnen war der letzte Dorfschmied Hans-Georg Suhr, in dessen Werkstatt Geschichten und Anekdoten aus dem Dorf einfach dazugehören. So gab Suhr, den Kinder auch den „Heilemacher“ nannten, den Anstoß für diese Geschichten-Sammlung. „Ich wollte mal bei Onkel Suhr ein Fahrradventil kaufen“, erzählte Heiko von Atens, wie alles begann. „Nach zwei Stunden kam ich mit vielen Geschichten wieder nach Hause. Nur das Ventil hatte ich vergessen.“
Hans-Georg Suhr hat nicht vergessen, welchen Wandel er in den vergangenen Jahrzehnten miterlebt hat. Begann seine Arbeit noch mit dem Herstellen von Metallringen für Wagenrädern an Pferdegespannen und dem Beschlagen von Pferdehufen, nahmen Fahrräder, Mofas, Motorräder und moderne Landwirtschaftsgeräte immer mehr Raum ein.
Ein weiteres Thema von Suhr war die Feuerwehr in Waddens, die von 1898 bis 1967 bestand. Vor allem im Zweiten Weltkrieg fuhren die Wehrleute mit ihrem damals hochmodernen Löschfahrzeug bis nach Bremen und Wilhelmshaven. In der Besatzungszeit erkannten die Kanadier jedoch, dass man mit der Ausrüstung des Feuerwehrautos auch prima Panzer waschen konnte. Und auf einmal war das Fahrzeug weg, sagte Suhr.
Die Geschichte der Landwirtschaft erzählte Erwin Jürgens nach, der bis vor einigen Jahren noch selbst einen Bauernhof betrieb. Ein Thema war auch das Taxi-Unternehmen. Anfangs mit Pferdewagen, später mit einem Bus beförderte Taxi Vosteen die Fahrgäste im Linienverkehr von Burhave über Waddens bis Nordenham und später bis Blexen. Sie hätten die Fahrt nachgestellt und seien zu dem Schluss gekommen, dass die Reise damals nur zwei Minuten länger gedauert habe als heute, ulkte Warns.
Wie viele Geschichten Dirk Warns und Heiko von Atens auch erzählten – es sind noch genug übrig für einen zweiten Abend: über die Bürgermeister der bis 1933 bestehenden Gemeinde Waddens, das Rathaus und die Mühle zum Beispiel. 650 Bilder haben die Organisatoren auf eine DVD gebrannt. Wer sie kauft, unterstützt damit auch die Verschönerung des Pastorengartens.
Die erste dusche
des dorfes hängt
im kuhstall
Weitere Geschichten
aus der Waddenser Geschichte trugen andere Referenten bei.Gerold Böker
berichtete von der Bäckerei seiner Familie, die er aus Krankheitsgründen aufgeben musste.Dieter Keiser
, der letzte Ziegeleimeister des Ortes, berichtete über die mühevolle Arbeit in der Waddenser Ziegelei. Und über gleich mehrere Themen referierteHeddo Peters
: Er sprach über den Waddenser Siel, der mit sieben Kuttern ein Wirtschaftsfaktor gewesen war und 1953 zugeschüttet wurde. Auch sprach er über die Veränderungen des Siels, die weithin bekannt gewesene Gaststätte Peters am Deich und über eine Bunkerstellung zum Schutz von Bremerhaven.Dirk Warns
erinnerte an die Schusterei Hadeler, die aufgegeben werden musste, obwohl der Besitzer doch sehr erfinderisch war. Hadeler hatte die erste Dusche in Waddens entwickelt: Im Kuhstall hängte er einfach eine Gießkanne mit warmem Wasser und einem Strick an die Decke. Und wenn er an dem Strick zog, war er sauber.220 Interessierte
drängen sich
im „Butjenter“