WARDENBURG - Steckverbindungen lösen, Container hochheben, stapeln und die Steckverbindungen wieder schließen. Etwa 4000 Mal ist dieser Arbeitsgang nötig, um ein Containerschiff zu be- oder entladen. Mit einer neuen Entwicklung hofft das Wardenburger Unternehmen Hafen- und Industrietechnik (HIT) diese Arbeiten so weit automatisieren zu können, dass zehn Sekunden eingespart werden – pro Container versteht sich. Der Aufbau in der Maschinenbauhalle am Ostkamp bildet zwar nur eine der in der Praxis vier Containerecken ab, wiegt aber dennoch bereits mehrere Tonnen und setzte eine Investition im sechsstelligen Bereich voraus.
Der Besuch einer Delegation des Konzerns Eurogate – nach eigenen Angaben Europas führende Container-Terminal- und Logistik-Gruppe – steht unmittelbar bevor. Sollten keine technischen Probleme auftreten, dürfte es grünes Licht für den Bau eines kompletten Prototypen geben, der dann im rauen Alltag seine Tauglichkeit unter Beweis stellen muss.
Der Maschinenbau ist ein relativ junges Standbein des Unternehmens. Während die Hafen- und Industrietechnik GmbH 1997 von ihrem jetzigen Geschäftsführer Gerwin Eilers gegründet wurde, ist die HIT Machine Technology GmbH erst zwei Jahre alt. Geschäftsführer ist mit Andreas Thölke ein Mann, der viel Know-how aus dem Maschinenbau einbringt und der auch die Entwicklung des Prototypen maßgeblich vorangetrieben hat. Beim Bau der Maschinenbauhalle hat HIT auf jeden Fall weitsichtig geplant. Die vom Wardenburger Unternehmen Kirchner Stahlbau erstellte Konstruktion ist bereits mit einem fahrbaren Kran ausgestattet, der Gewichte bis maximal 32 Tonnen oder gleichzeitig zweimal 20 Tonnen transportieren kann.
HIT verfügt bereits über Erfahrungen im Maschinenbau. Für die Dämmstoffindustrie hat das Wardenburger Unternehmen Lösungen zur Automatisierung der Fertigung entwickelt. An weitere Kerngebiete wird derzeit nicht gedacht. „Wir wollen uns nicht verzetteln“, sagt Firmenchef Eilers.
Was Außenstehende nicht wissen können: Selbst ein innovatives Vorzeigeunternehmen wie HIT, dessen 40 Mitarbeiter – darunter 25 Ingenieure – hoch qualifiziert sind, hatte stark unter der durch den Bankensektor ausgelösten Weltwirtschaftskrise zu leiden. „Es war eine sehr schwere Zeit“, sagt Eilers und schildert beispielhaft, wie ein zu 70 Prozent bereits fertig gestellter Zwei-Millionen-Auftrag vom Auftraggeber 2008 plötzlich „eingefroren“ wurde. Die bestellten Schaltschränke sind immer noch bei HIT eingelagert, das Geld hat das Unternehmen nicht zuletzt dank einer klugen Verhandlungsstrategie mittlerweile erhalten. Dennoch schmolz die Kapitaldecke des Unternehmens langsam dahin.
„Neue, nennenswerte Projekte kommen erst seit zwei Monaten wieder rein“, sagt Eilers. Der Firmenchef gibt offen zu, dass der Stress und die Last der Verantwortung für seine Mitarbeiter auch körperliche Spuren hinterlassen haben. Das Wissen, dass von seinem Erfolg als Geschäftsführer am Ende nicht nur 40 Mitarbeiter, sondern auch deren Familien abhängig sind, habe einen ungeheuren Druck ausgeübt. Mittlerweile sieht er wieder optimistisch in die Zukunft. Eilers ist überzeugt, dass auch die deutsche Regierung dazu sehr viel beigetragen hat. „In den Niederlanden, Spanien und Russland sind viel mehr Firmen kaputt gegangen. Unser Marktanteil ist jetzt deutlich größer als vor der Krise.“