Friesoythe/Barßel - Caroline hatte keinen einfachen Start ins Leben. „Sie wog zu wenig“, berichtet Mutter Sabrina Ley (21) aus Barßel. In den Wochen und Monaten nach der Geburt war das Gewicht Dauerthema für die junge Mutter. Was füttern, damit das zierliche Mädchen an Gewicht zunimmt? Dann noch der ganze Papierkram mit zahlreichen Behörden. Nach der Geburt fühlte sich Sabrina Ley zeitweise „überfordert“. „Ich fühlte mich hilflos, es war einfach viel.“ Die Ausbildung zur Bäckereifachverkäuferin musste sie aussetzen, weil sie Caroline nicht unterbringen konnte. Die Oma ist noch berufstätig, einen Mann „gibt es nicht“, sagt die Mutter.

Eine Freundin informierte sie irgendwann über das Angebot der Familienhebammen beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF). Nach einem ersten Gespräch, in dem Ziele definiert wurden, die sie mit dem Besuch der Familienhebamme erreichen wollte, kam sehr schnell der Kontakt zu Regina Peters-Trippner zustande.

Peters-Trippner arbeitet seit 2008 als Familienhebamme beim SkF, bis 2011 war sie zusätzlich selbstständig und arbeitete als Beleghebamme am Friesoyther St.-Marienhospital. 13 bis 14 Familien mit unterschiedlichen Stundenkontingenten betreut Regina Peters-Trippner, die mit 30 Stunden beim SkF angestellt ist, derzeit.

Insgesamt gibt es sieben Familienhebammen beim SkF, die den gesamten Landkreis Cloppenburg abdecken, berichtet Martina Janhsen, die den Einsatz der Hebammen in Vertretung koordiniert. Aktiv eingesetzt seien derzeit aber nur vier, zwei davon fest beim SkF angestellt, zwei auf Honorarbasis. Regina Trippner-Peters: „Der große Unterschied zu den Hebammen ist, dass wir einfach mehr Zeit haben.“ Hebammen besuchen die jungen Familien bis acht Wochen nach der Entbindung regelmäßig – danach werden nur noch für bestimmte Sonderleistungen die Kosten von der Krankenkasse übernommen.

Familienhebammen können bis zum ersten Geburtstag des Kindes die Familie besuchen, auch parallel zu regulären Hebammen. „Die meisten nutzen den gesamten Zeitraum von einem Jahr aus“, sagt Diplom-Sozialpädagogin Martina Janhsen. Beratung während der Schwangerschaft wird zudem angeboten.


„Bei uns geht es nicht um die medizinischen Aspekte“, sagt Regina Peters-Trippner. „Wir wollen die Frauen in ihrem eigenen Tun stärken.“ Dazu gehört etwa auch, Behördengänge oder Arztbesuche vorzubereiten. Die Familienhebammen nehmen sich Zeit, kommen anfangs auch mehrmals die Woche. Regina Peters-Trippner ist mit Sabrina Ley auch mal in den Supermarkt Einkaufen gegangen, um über Babybreis, Pulvermilch und Obst zu beraten.

Spaziergänge etwa werden genutzt, um über Ängste und Gefühle zu sprechen. So wie bei der Mutter, deren Kind deutlich zu früh auf die Welt kam. In langen Gesprächen wurde auch die Krankenhauserfahrung aufgearbeitet. Und die Erfahrung, Zuhause alleine für das Kind verantwortlich zu sein und keinen Arzt mehr um Rat fragen zu können.

Im vergangenen Jahr sind 77 Frauen oder Familien im Landkreis Cloppenburg von Familienhebammen begleitet worden. Immer häufiger würden sich Frauen selber melden. „Der Familienhebammendienst ist offen für jeden“, betont Martina Janhsen. Die Frauen zahlen für das Angebot nichts, finanziert werden die Familienhebammen über die „Frühen Hilfen“ durch den Landkreis Cloppenburg.

Martina Janhsen sagt, dass über die Familienhebammen des SkF auch die Verbindung etwa zu anderen Müttern über den Junge-Mütter-Treff, zu Familienpaten oder anderen Hilfen des SkF oder anderer Träger hergestellt werden könne. Wer Kontakt zu Familienhebammen aufnehmen möchte, kann sich einfach an den SkF unter t  04471/9582890 wenden.

Reiner Kramer
Reiner Kramer Redaktion Münsterland (Stv. Leitung Cloppenburg/Friesoythe)