Oldenburg /Varel /Brake Plötzlich wurde es dem Hobby-Regisseur zu viel. „Das kann doch wohl nicht angehen“, kommentierte Hans-Peter Blohm Äußerungen des Hauptdarstellers. Als solcher trat am Dienstag der Landrat des Landkreises Oldenburg, Frank Eger (SPD), im Oldenburger Landgericht auf.
Vorwurf der Untreue
Blohm, der in seiner Freizeit gern Vorstellungen der niederdeutschen Bühne in Brake leitet, hat im Gerichtssaal gemeinsam mit dem ehemaligen Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke (Varel) die Rolle des Angeklagten.
Den beiden ehemaligen Chefs des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbandes (OOWV) wird Untreue vorgeworfen. Dabei geht es um die Bezahlung der Silberhochzeitsfeier des früheren Verbandsvorstehers Funke, eine eigenmächtige Gehaltserhöhung für den Ex-Geschäftsführer Blohm sowie um nicht genehmigte Gehaltszulagen für OOWV-Beschäftigte.
Eigentlich hatte sich Blohm – ebenso wie Funke – für die Dauer der Verhandlung striktes Stillschweigen auferlegt, doch während Egers Aussage rutschte ihm dann doch die spontane Unmutsäußerung heraus.
Eger, gegen den selbst ein Ermittlungsverfahren geführt wird, weil er sich bei einem öffentlichen Bauprojekt bereichert haben soll, hatte die Angeklagten stark belastet. „Es war unglaublich schwierig, Protokolle und Unterlagen zu erhalten“, erläuterte der Landrat, der seit 2006 dem Vorstand angehörte und inzwischen Funkes Nachfolger als Verbandsvorsteher ist die Situation im Verband. Keine Entscheidung sei an Blohm vorbeigegangen und vor 2006 hätten die Vorstandsmitglieder nicht einmal die Bilanzen erhalten – weil sie die angeblich sowieso nicht verstünden.
Kritisch äußerte sich Eger über die Bezahlung von Funkes Silberhochzeit. 8000 Euro hatte der Verband für das Abendessen bezahlt – und den Betrag anschließend aufgeteilt und als Entschädigungsessen für Anlieger von OOWV-Baustellen deklariert.
Gehalt nie genehmigt
Funke selbst habe auf Nachfrage der Verbandsversammlung eine Darstellung des Vorgangs gegeben, die sich dann als unrichtig herausgestellt habe. Eger: „Wir fühlten uns verschaukelt.“
Ähnlich ging es ihm auch bei der Frage nach der Gehaltserhöhung von Blohm auf 270 000 Euro pro Jahr. Niemals, so Eger, wäre ein solcher Betrag vom Vorstand genehmigt worden. Tatsächlich habe man beschlossen, den langjährigen Netto-Vertrag Blohms auf brutto umzustellen. Die monatliche Nettosumme sei auf etwa 9000 Euro begrenzt worden – „und damit sollte alles abgegolten sein“. Dass Blohm als Geschäftsführer auch noch Überstunden abgerechnet habe, hätte er sich „im Traum nicht vorstellen“ können.