Düsseldorf Ob als Modell in angesagter Echtholzoptik, oder ob als cool verspiegelte Pilotenbrille - in Deutschland wurden im vergangenen Jahr so viele Brillen verkauft wie noch nie. Fast zwölf Millionen wurden im vergangenen Jahr neu angepasst, weitere 6,5 Millionen bereits vorhandene Gestelle wurden mit neuen Gläsern ausgestattet. Gut zwei von drei Erwachsenen in Deutschland haben eine Brille, mehr als jeder Dritte muss die Sehhilfe ständig tragen.
Der Trend geht dabei nach Beobachtungen des Zentralverbands der Augenoptiker (ZVA) zur Zweit- oder auch Drittbrille. Gefragt seien etwa spezielle Modelle für die Arbeit am Computer, zum Lesen oder auch für Sportler wie Golfspieler oder Skifahrer, berichtet ZVA- Präsident Thomas Truckenbrod. Durchschnittlich gut 400 Euro zahlten die Kunden im Jahr 2012 für ihre neue Brille. Nicht in der Statistik enthalten sind billige Fertigbrillen, die man oft für wenige Euro etwa an Tankstellen kaufen könne.
Das Wachstum ist nach Angaben des Verbands jedoch vor allem auf zunehmende Käufe von Brillen im Internet zurückzuführen. Schätzungsweise rund 500 000 Brillen wurden im vergangenen Jahr Online bestellt, das waren nur gut vier Prozent der in Deutschland verkauften Brillen. Zum Gesamtumsatz der Branche von rund 5,4 Milliarden Euro im vergangenen Jahr steuerte der Online-Handel jedoch lediglich rund 165 Millionen Euro bei.
Während die stationären Optiker um lediglich 2,1 Prozent zulegen konnten, wuchs der Umsatz im Online-Handel aber um 27 Prozent. Der nach eigenen Angaben vom Umsatz her größte Online-Optiker in Deutschland, das Unternehmen Mister Spex, konnte seinen Umsatz sogar um 80 Prozent auf 47 Millionen Euro steigern. Hintergrund waren jedoch auch Zukäufe.
Von den Stückzahlen her ist dagegen Konkurrent „Brille24.de“ mit 320 000 im vergangenen Jahr verkauften Brillen nach eigenen Angaben deutscher Online-Primus. Dabei ist Verschwiegenheit Trumpf: Während Mister Spex keine Stückzahlen nennt, schweigt „Brille24.de“ über den Umsatz.
Mit großem Abstand Marktführer sind dagegen große Ketten wie das Hamburger Unternehmen Fielmann oder der Konkurrent Apollo Optik. Marktführer Fielmann hatte bereits in einer vor einigen Wochen vorgelegten Stellungnahme dem Online-Geschäft unter Hinweis auf technische Probleme zunächst eine Absage erteilt: Derzeit reiche dem Unternehmen das in dem Geschäft „realisierte technische Entwicklungsspektrum“ nicht aus, hieß es.
Unter Druck geraten dagegen nach Angaben des Verbands vor allem mittelständische Optiker. Vorwiegend in den Großstädten könnten Optiker ihre Läden angesichts der massiven Konkurrenz bisweilen nicht mehr verkaufen. Finde sich kein Nachfolger, müsse das Geschäft schließen. Der Trend hat sich bereits in der Statistik niedergeschlagen. Nach Jahren mit steigenden Zahlen von Optikerläden ging die Zahl der Geschäfte im vergangenen Jahr in Deutschland erstmals leicht auf 12 000 zurück.