OLDENBURG Der Anwalt hat es kommen sehen. Diesen Arbeitsgerichtsprozess werde die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg wohl verlieren, sagt Bernd Meisterernst aus Münster.
Eine Sicht, die wohl zutrifft. Am Montag wird es offiziell sein, dass die Kirche, Marlis Oehme zumindest formell weizer beschäftigen muss obweiterDer Jurist, der die oldenburgische Kirche im Kündigungsverfahren gegen die frühere Pressesprecherin Dr. Marlis Oehme vertritt, denkt nach dem anderthalbstündigen Verhandlungstermin am Freitag einen Schritt weiter: Wie kann man sich einigen, ohne beidseitig größeren Schaden zu nehmen? Vermutlich gar nicht. Zu grob scheint das Tischtuch zerschnitten zu sein. Die Landeskirche will sich offenbar von Oehme trennen und suchte einen triftigen Grund. Ausgangspunkt war aus Sicht der Landeskircheein kurzfristig anberaumter Gesprächstermin mit drei Oberkirchenräten und der Pressesprecherin im vergangenen Oktober, in dessen Verlauf Marlis Oehme sich angeblich zunehmend aggressiv verhielt. Oehme habe sich schnippisch und herabsetzend gegenüber Dienstvorgesetzten geäußert und Drohgebärden gemacht, bekundete Oberkirchenrat Olaf Grobleben vor Gericht. Kein Grund zu fristloser oder später auch ordentlicher Kündigung, befindet die Vorsitzende Arbeitsrichterin Charlotte Groschupf. Ich habe große Schwierigkeiten, einen angemessenen Schweregrad zu erkennen, sagt die Juristin und konzediert der Klägerin, dass sie in einem solchen unangekündigten Personalgespräch nicht unbedingt habe entspannt sein müssen. Das ist menschlich nachvollziehbar, sagt die Richterin mit gerunzelter Stirn in Richtung des Oberkirchenrates Grobleben und fragt Grobleben, warum man denn vor einer zweifelhaften Kündigung nicht erst mal ein vermittelndes Gespräch oder eine Mediation versucht habe. Wie auch immer am Montag wird feststehen, dass das Oldenburger Arbeitsgericht der Klage von Marlis Oehme gegen die Kündigung entspricht. Zu eindeutig scheint Richterin Groschupf die Akten- und Aussagenlage zu sein. Keine Chance für den Arbeitgeber Kirche, lässt Groschupf durchblicken. Gleichwohl möchte die Landeskirche auf Oehme zugehen. Gibt es eine Beschäftigungsmöglichkeit auf einem anderen kirchlichen Gebiet? Ein entsprechendes Angebot in Bremen liegt angeblich vor. Aber ist es akzeptabel? So recht mag auch Anwalt Meisterernst nicht daran glauben. Eine weitere Zusammenarbeit mit Frau Oehme sei aus seiner und der Kirche Sicht nicht mehr vorstellbar. Marlis Oehmes Anwalt Christoph Schlüter (Oldenburg) pocht derweil auf den Anspruch seiner Mandantin auf deren Arbeitsplatz. Aber wohl mehr formal. Eine gütliche Einigung mit einer womöglich überdurchschnittlichen finanziellen Abfindung, wie der Anwalt der Gegenpartei sie in Aussicht gestellt hat, scheint derzeit außerhalb des Vorstellungsvermögens zu liegen.