Rheda-Wiedenbrück /Emsland /Wilhelmshaven Gewerkschaftsvertreter aus ganz Europa haben die deutsche Fleischindustrie aufgefordert, den Missbrauch von Werkverträgen in der Branche endlich zu beenden. Es handele sich dabei um ein „Krebsgeschwür“, das dringend beseitigt werden müsse, sagte Claus-Harald Güster, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), am Mittwoch auf der „Internationalen Fleischkonferenz“ in Rheda-Wiedenbrück (Nordrhein-Westfalen). „Fleisch ist in Deutschland verramschte Massenware“, kritisierte Güster.
Zuvor hatten Gewerkschafter aus Dänemark, Italien und Frankreich eindringlich die Folgen des deutschen Lohn- und Sozialdumpings im „Billiglohnland Deutschland“ für ihre Länder beschrieben. In Dänemark, wo die Löhne dank klarer Vorgaben gut dreimal so hoch seine wie in Deutschland, habe es einen massiven Arbeitsplatzabbau gegeben, berichtete Jim Jensen. Das sei „unfairer Wettbewerb“. „Deutschland ist das schwarze Schaf in Europa“, bestätigte Harald Wiedenhofer, Generalsekretär von EFFAT, des Dachverbands von 120 europäischen Gewerkschaften. Daran habe auch die Einführung des tariflichen Mindestlohns für die Branche vor zwei Jahren nichts geändert.
Güster kritisierte, Schlachtunternehmen würden nach wie vor mit Subunternehmen arbeiten, die Werkvertragsarbeiter beschäftigen. Diese erhielten zwar den Mindestlohn und seien überwiegend nach deutschem Arbeitsrecht sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Dennoch gelte: „Sie werden in prekärer Beschäftigung ausgebeutet, die Mitbestimmung ist ausgehebelt“, sagte Güster.
Die Internationale Fleischkonferenz fand in Rheda-Wiedenbrück statt, am Hauptsitz von Deutschlands größtem Fleischproduzenten Tönnies. Dort sind laut NGG von rund 4000 Arbeitern in der Produktion 3500 auf Werkvertragsbasis beschäftigt. Tönnies betreibt auch Schlachthöfe in Sögel (Emsland) und Wilhelmshaven.