Elsfleth - Dass Waren per Schiff über die Weltmeere transportiert werden, ist an sich nichts Besonderes. Doch wenn sich die Waren an Bord des Frachtseglers „Avontuur“ befinden, wird das Klima geschont. Der Öko-Frachter kehrt nach Elsfleth (Wesermarsch) zurück – dort, wo seine erste große Reise begann. An diesem Samstag, 29. April, wird das Schiff an der Elsflether Kaje erwartet.
„Seien Sie dabei wenn die gesegelten Gin-Fässer von Hannover Gin von Bord gehen und begrüßen Sie das Schiff und seine Mannschaft, die 13 890 Seemeilen zahlreicher Abenteuer und wichtiger Erfahrungen hinter sich gebracht haben. Sie haben die Meere erobert von Niedersachsen in die Karibik und wieder zurück – mit der Botschaft, dass Waren klimafreundlich über den Ozean transportiert werden können“, ruft die Firma Timbercoast Interessierte dazu auf, die „Avontuur“ in Elsfleth feierlich zu begrüßen.
Der Mann hinter dem bemerkenswerten Klimaschutz-Projekt heißt Cornelius Bockermann. Der 58-jährige Kapitän will mit dem Projekt auf Missstände in der Welthandelsflotte hinweisen und zeigen, dass Fracht klimafreundlich über weite Seestrecken transportiert werden kann. „Wir wollen die Menschen zum Nachdenken bringen, auch über ihr Konsumverhalten“, sagt Bockermann und spricht von Umweltzerstörung, Klimawandel und Plastik an Stränden.
Er hat das selbst gesehen in Nigeria, Kenia, Sierra Leone. Bevor er die Firma Timbercoast ins Leben rief, hat Bockermann mehr als 20 Jahre lang in Afrika mit seiner Reederei Schiffe geborgen. „Da kannst du nicht mehr an den Strand gehen, ohne über Plastikflaschen zu laufen.“
Die „Avontuur“ – der Zweimaster war in der Elsflether Werft wieder zu einem Transportsegler umgebaut worden – soll nicht nur Waren transportieren, sondern eine Botschaft: mehr Umweltschutz, sozialverträgliche Arbeit statt Gewinnmaximierung. „Das Segelschiff hier ist nicht die Lösung, aber die Richtung.“
Mit den großen Frachtern kann die „Avontuur“ freilich nicht mithalten – soll sie aber auch gar nicht. „Wir können nicht mehr als 60 oder 70 Tonnen transportieren“, sagt Bockermann. Einer der acht Frachter der Emma-Maersk-Klasse, die regelmäßig in Bremerhaven festmachen, fasst 11 000 voll beladene Standardcontainer. Umgerechnet transportieren die Schiffe also bis zu 154 000 Tonnen. Und sie zählen längst nicht mehr zu den größten Frachtern.
Obwohl die Klasse als sparsam gilt, liegt der Verbrauch bei voller Fahrt bei mehr als 14 000 Litern Schweröl – pro Stunde. Auch die Avontuur verbraucht Diesel: 2000 Liter. In zwei Jahren. Ohne Motor wäre der Segler in jedem Hafen auf Schlepper angewiesen. „Und bevor ich irgendeinen alten Stinker benutze, hab’ ich lieber meine moderne Maschine“, sagt Bockermann und fügt hinzu: „Ein einziger Ozeanriese produziert auf seiner Reise so viele Schadstoffe, wie fünf Millionen Autos auf gleicher Strecke.“
Weltweit gibt es fünf Unternehmen, die mit Windkraft Waren verschiffen – aber deutlich mehr, die ihre Güter klimafreundlich um den Erdball schicken wollen. „Die Nachfrage ist viel größer als das Angebot“, ist Bockermann überzeugt und hat sich und seiner Crew strenge Regeln verordnet: „Wir wollen keine Kunden, die nur ihr Image aufpolieren wollen. Wer nicht ökologisch produziert, kommt nicht an Bord.“
Gebaut wurde die „Avontuur“ Anfang der 1920er Jahre auf der niederländischen Werft Otto Smit – ohne Auftraggeber. „Daher kommt der Name“, sagt Bockermann. Avontuur heißt auf Deutsch Abenteuer. „Das passt doch.“