Varel - „Wir schaffen das nicht mehr.“ Herbert Ammermann, Sprecher der Vareler Integrationslotsen, ist ratlos. Seit mehr als zwei Jahren betreut der 69-Jährige Flüchtlingsfamilien, zunächst eine, dann vier und mittlerweile sieben. Jetzt fordert er als Sprecher der Vareler Integrationslotsen Hilfe.
„Eine Begleitung und Versorgung der Neuasylanten in der bisherigen Form ist nicht mehr gewährleistet“, sagt Ammermann, „Fakt ist, dass die Stadt Varel auf dem Stand vor der Einführung der Integrationslotsen ist“.
15 Familien würden derzeit auf Begleitung warten, sagt er, Tendenz steigend. Eine Verbesserung der Situation sei nicht in Sicht. „Sie wird sich verschärfen“, ist er sich sicher und verweist auf die Zahl von 200 weiteren Flüchtlingen, die im ersten Quartal dieses Jahres in Varel erwartet werden.
„Dieser Zustand macht uns in erheblichen Maßen Sorgen und lässt uns unsere Arbeit hoffnungslos erscheinen“, sagt Herbert Ammermann, der bei der Aktion „Mensch des Jahres“ von NWZ und OLB für sein Engagement ausgezeichnet wurde.
Die Betreuung der Flüchtlinge sei ehrenamtlich nicht mehr zu gewährleisten, stellt er fest und schlägt als Lösung vor, junge Menschen aus dem Bundesfreiwilligendienst für diese Aufgabe zu gewinnen.
„Die Betreuung der Flüchtlinge ist schwieriger geworden“, sagt Heiko Eilers, Fachdienstleiter Soziales der Stadt Varel, „es rücken nicht genügend Integrationshelfer nach für die vielen Flüchtlinge“. So seien beispielsweise am Mittwoch acht Flüchtlingsfamilien in Varel angekommen.
Sie würden zwar noch kurzfristig von Integrationslotsen betreut werden können, aber nicht mehr so intensiv wie zuvor. Die Arbeit der Helfer sei wichtig, um die Flüchtlinge mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut zu machen wie mit Busplänen, Schulbesuch und Einkaufen.
Rüdiger Drewes, zuständiger Sozialarbeiter für die Koordination der Integrationslotsen, berichtet, dass mittlerweile auch zehn Flüchtlinge, die schon länger in Varel leben, als Integrationshelfer wertvolle Arbeit leisten, sie seien aber mit vielen örtlichen Gegebenheiten nicht so vertraut wie heimische Integrationslotsen.
Gesucht werden jetzt noch Paten, die sich um jeweils eine Flüchtlingsfamilie kümmern, sowie Bürger, die sich beim Sprachunterricht am Freitag in der Weberei engagieren möchten. Wer helfen möchte, kann sich bei Rüdiger Drewes unter Telefon 04451/126213 melden.
Während es bei der Betreuung der Flüchtlinge hakt, läuft es bei der Versorgung mit warmer Winterkleidung rund, berichtet Silke Ahting vom DRK Kreisverband Varel-Friesische Wehde, in dessen Kleiderkammer in der Gaststraße in Varel Bedürftige mit Kleidung versorgt werden.
Erst kürzlich hatte die „Strickgruppe für Frierende“ aus Zetel 100 Pullover, Pullunder, Schals und Mützen gestiftet. Wer weitere warme Kleidung spenden möchte, kann sie in die Container des DRK in Varel und Umgebung werfen sowie in der Zeit von 8 bis 13 Uhr in der Kleiderkammer in der Gaststraße in Varel abgeben.