Berlin - Wer häufiger aufräumen möchte, sollte sich von einer Idee verabschieden: Überlisten kann man sich selbst dazu nicht. „Man kann sich ja auch nicht selbst kitzeln“, erklärt Prof. Lothar Seiwert, Experte für Zeitmanagement. Das heißt: Wer mehr aufräumen will, muss den inneren Schweinehund überwinden.

Über die Jahre sammelt sich im Haushalt so einiges an ungewollten und nicht genutzten Dingen an. Regelmäßiges Entrümpeln hilft, das gröbste Chaos zu beseitigen.

Die größte Fläche nimmt der Fußboden ein. Hier sammeln sich Kinderspielzeug, Schuhe und Taschen oder Haushaltsgegenstände, denen noch kein Platz zugewiesen worden ist. Zu Beginn einer jeden Aufräumaktion empfiehlt es sich, diesen leer zu räumen und die entsprechenden Gegenstände vorerst woanders unterzubringen. Denn indem man den Fußboden von all den Dingen befreit, wirkt der Raum optisch größer und automatisch ordentlicher. Das motiviert.

„Ich empfehle meinen Kunden als erstes, sich kleine, bewältigbare Ziele vorzunehmen – also nur eine Schublade, ein Schrankfach“, erklärt Ordnungscoach Rita Schilke aus Berlin. „Dann sind Ergebnisse schnell sichtbar, und man ist motiviert für das nächste Vorhaben.“ Und das muss auch nicht direkt am folgenden Tag angepackt werden. Schilke rät, sich spätestens alle drei Monate einen Termin zum Aufräumen vorzunehmen. Eingetragen wird dieser in den Kalender mit Datum und Uhrzeit – und so behandelt wie ein wichtiger Termin beim Zahnarzt oder Friseur. „Mehr als drei Stunden sollte man sich auf einmal nicht vornehmen“, empfiehlt Schilke dafür.

Ist das Ausmisten geschafft, sollte man hinterfragen: Warum entsteht bei mir Unordnung? Wenn Gegenstände ihren festen Platz haben, ist Ordnung halten einfacher. Die Lösung lautet deshalb: Es müssen feste Plätze geschaffen werden – beispielsweise ein Schlüsselbrett für die Schlüssel, ein Fach für die Gewürze im Küchenschrank.

Und Ordnungscoach und Bloggerin Sabine Haag rät, Boxen in Regale oder Schränke zu stellen: Da kann man diversen Kleinkram hineinwerfen. Das gilt für alle Dinge, die man nicht ständig um sich herum braucht. Haag gibt ein Beispiel: „Man ordnet das Büro neu, legt die Papiere an einen Platz, hat Dosen für die Stifte. Das sieht aber nur eine Woche lang gut aus.“ Dann holt man beispielsweise die Nähmaschine heraus, bastelt für den Kindergeburtstag oder macht die Steuererklärung. Damit diese Sachen nicht herumliegen, rät Haag, immer leere Boxen für solche Projekte bereitzuhalten.

Im Flur kann eine leere Box alles aufnehmen, was man nach dem Eintreten von sich wirft – wie Tasche, Kleidung, Schlüssel, Post. Ohne es sofort wegzuräumen, wirkt es trotzdem ordentlich. Hilfreich ist es auch, Ablageflächen zu verbannen. Fehlt es an Tischen, Regalen oder Kommoden, kann man nichts darauflegen. Folglich hängt man den Schlüssel ans Schlüsselbrett, räumt die Post weg und die Jacke an den Haken.

Gegen Klamotten-Berge hilft ebenfalls ein einfacher Trick: den Stuhl oder Hocker im Schlafzimmer verbannen, auf dem immer die ausgezogene Kleidung landet. Fehlt diese Ablagefläche, räumt man die Klamotten eher wieder in den Schrank ein. Ein alternativer Vorschlag: ein Haken hinter der Tür.

Weniger besitzen und regelmäßig ausmisten ist der Tipp, den Prof Lothar Seiwert gibt. Um die Größe des Besitzstands zu halten, rät er: „Kaufe ich ein neues Buch, gebe ich ein altes ab.“

Populär ist die Konmari-Methode, entwickelt von der Japanerin Marie Kondo: Sie sieht vor, dass man alles einmal in die Hand nehmen muss, um dann zu überlegen, ob man es noch braucht. Kleiderschrank oder Bücherregal werden also komplett aus- und dann neu eingeräumt.