Varel - 15 Jahre alt war Dieter Faß, als er sein Bild für den Führerschein beim Fotografen machen ließ. Ernst guckt er in seinem Konfirmationsanzug in die Kamera. Dabei war die Freude über den grauen Lappen riesengroß. Der Vareler lernte damals bei der Firma Georg Haar in Langendamm Maschinenbauer und bekam mit gerade mal 16 Jahren seinen ersten Führerschein.
„Wie das nach dem Krieg so war, wurde alles repariert, was der Meister beherrschte“, erinnert sich Dieter Faß, „es wurden Diesellokomotiven für die Ziegeleien repariert und es wurden Ackerschlepper instandgesetzt“. Damit Dieter Faß die Schlepper fahren durfte, bekam er 1951 mit 16 Jahren den Führerschein der Klasse 4. Nun konnte er Motorräder bis 250 Kubik und Schlepper bis 25 km/h fahren.
Dann kamen die Schlepper wie der Algaier Porsche, die schon 40 km/h fuhren, und mit Zusatzgenehmigung machte er bereits mit 17 Jahren am 11. November 1952 den Führerschein der Klasse 3 und bekam ihn an seinem Geburtstag neun Tage später ausgehändigt.
„Der Erwerb des Führerscheins war das Schönste in dieser Zeit“, erinnert sich der 81-Jährige: „Ich hatte einen guten Freund, der im Feuerwehr-Spritzenhaus wohnte und auch Mitglied der Feuerwehr war. Wir haben alles gemeinsam gemacht und auch den Führerschein. Er konnte für die Feuerwehr den Führerschein auch früher erwerben.“
Als sich die beiden Jungs bei Fahrschule Kuchenbuch in der Oldenburger Straße anmeldeten, hatten sie bereits jede Menge Fahrpraxis: „Wir haben uns einen alten Opel P4 zum Üben besorgt, weil wir ja nicht viele Fahrstunden haben wollten.“
Wie heute gab es auch damals schon theoretischen Unterricht und Fahrstunden. An Fahrlehrer Gerd Hilbers erinnert sich Dieter Faß gerne: „Ich glaube, in Varel kannte ihn jeder, er war ein toller Lehrer.“ Mit Humor sah er drüber hinweg, dass Dieter Faß und sein Freund mit dem Opel P4 zum Unterricht kamen und ihn ganz selbstverständlich im Hof parkten.
„Der Unterricht war einfacher, die Fragen wurden vorher durchgesprochen und es gab nicht so viele Antwortmöglichkeiten wie heute“, weiß der 81-Jährige: „Bei den Fragebögen gab es für jede Frage drei Antworten und davon war eine richtig.“
Auch an seine beiden Fahrstunden erinnert sich Dieter Faß noch genau: „Die erste Fahrstunde war eine Runde durch die Oldenburger Straße, die Lohstraße, die Windallee, die Teichgartenstraße und zurück zur Oldenburger Straße. Das war’s.“ Ähnlich unspektakulär war auch die zweite und zugleich letzte Fahrstunde: „Die Überlandfahrt führte zu Herrn Hilbers Bekannten in Hahn-Lehmden und zurück.“
„Schweißgebadet“ war Dieter Faß bei seiner Fahrprüfung, erinnert er sich noch heute: Während der kurzen Prüfung, die von der Oldenburger Straße über Lohstraße, Windallee und Teichgartenstraße zurück zur Oldenburger Straße führte, fuhr er gleich zweimal über den Bürgersteig. Die Prüfung hat er trotzdem bestanden und für 100 Mark hatte er den Führerschein.
Die Freude am Fahren ist ihm geblieben: 1968 hat er den Führerschein der Klasse 2 erworben sowie den Schein zur Gefahrgut-Beförderung, so dass er bis auf einen Bus mit Gästen alles fahren konnte.
Er hat 40 Jahre im Innendienst bei einer Spedition gearbeitet, konnte aber in der Urlaubszeit und in Notfällen durch Vertretungen seiner Freude am Fahren frönen.
Liebe Leserinnen und Leser, haben Sie Ihren Führerschein schon umgetauscht? Vielleicht erinnern Sie sich ja noch an ein interessantes Erlebnis aus der Fahrschule. Schreiben Sie uns an red.varel@nwzmedien.de