Berlin - Knapp vier Jahre nach dem unaufgeklärten Mord an Burak B. in Berlin haben seine Familie und deren Anwälte weitergehende Ermittlungen und konkrete Ergebnisse verlangt. Der Generalbundesanwalt müsse den Fall übernehmen, sagten die Anwälte am Montag auf einer Pressekonferenz in Berlin. Zur Begründung sagte Rechtsanwalt Ogün Paralayan, ein rechtsextremer Hintergrund sei bei der Tat nicht ausgeschlossen. Der Fall habe daher eine große Bedeutung, die über Berlin hinausreiche. Zudem seien Teile der türkischstämmigen Bevölkerung in Neukölln weiterhin verunsichert. Außerdem stelle sich die Frage, ob es sich um eine Nachahmungs-Tat der NSU-Morde gehandelt habe.
Die Bundesanwaltschaft ist zuständig für besonders schwere Straftaten gegen die innere oder äußere Sicherheit des Staates.
Die Mutter von Burak B. zeigte ein großes Foto ihres Sohnes und sagte: „Wir als Familie wollen, dass in dem Fall nicht nur in Berlin sondern auch bundesweit nach dem Täter gesucht wird. (...) Wir empfinden, dass die Polizei nicht mehr ordnungsgemäß ermittelt.“
Die Anwälte und die Eltern von Burak B. forderten zudem Polizei und Staatsanwaltschaft auf, einen Zusammenhang zu dem Mord an dem 31-jährigen Engländer Luke H. im September in Neukölln genauer zu prüfen. Er wurde in der Nacht zum 20. September mit einer Schrotflinte auf der Straße erschossen. Ein 62-jähriger Mann sitzt als mutmaßlicher Täter in der Untersuchungshaft.
An der Pressekonferenz nahmen auch die Eltern von Luke H. teil. Die Mutter von Luke H. zeigte ebenfalls ein Bild ihres ermordeten Sohnes und sprach von einer möglichen Verbindung zwischen den beiden Morden. Sie und ihr Mann würden verstehen wollen, was geschehen sei.
Rechtsanwalt Paralayan kritisierte: „Wir sind der Auffassung, dass die Staatsanwaltschaft dem Mord an Burak B. keine große Bedeutung zumisst.“ Die zuständigen Staatsanwälte hätten große Wissenslücken, wenn es um operative Fallanalysen und den Ablauf der Tat ginge. Obwohl eine ausländerfeindliche oder rechtsextreme Motivation des Täters nicht ausgeschlossen werde, habe es keine Anfragen beim Verfassungsschutz und keinen bundesweiten Abgleich mit anderen Landeskriminalämtern gegeben.
Rechtsanwalt Onur Özata forderte Polizei und Staatsanwaltschaft auf, den mutmaßlichen Mörder von Luke H. auch im zurückliegenden Fall Burak B. stärker ins Visier zu nehmen. Dies gelte insbesondere, weil der Name des jetzt Verdächtigen schon in dem ersten Fall von einem Hinweisgeber genannt worden war. Und weil dieser Verdächtige als Waffennarr und Rechtsextremer gelte.
Burak B. wurde am 5. April 2012 erschossen. Der Täter tauchte nachts plötzlich auf, feuerte mehrmals und verschwand spurlos. Es gibt weiterhin keine Hinweise.
Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft hatte zuletzt Ende vergangenen Jahres zu den beiden Fällen gesagt, es werde alles noch mal abgeklopft. Es gebe nichts Konkretes, nur „gewisse Vergleichbarkeiten“. So kam es zu beiden Taten in Neukölln. In beiden Fällen fehle ein erkennbares Motiv. Die zwei Mordkommissionen, die separat an der Aufklärung arbeiten, tauschten sich aus, hieß es bei der Polizei.