Hude - Blaue Kaninchen, wo gibt es denn so etwas? Zum Beispiel im Huder Kaninchenzuchtverein I 104. Mit ihren „Deutschen Riesen, blau“ traten Jürgen Stephan und Steffen Timmig, von der Kaninchenzuchtgemeinschaft Stephan-Timmig, bei der Europameisterschaft an und holten den Titel. Besonders bemerkenswert: Erst 2009 hatte Stephan das Hobby wiederentdeckt. 2010 trat der Oldenburger dem Huder Verein bei, und im Jahr darauf wurden seine Tiere Deutscher Meister. Mit acht Langohren trat die Zuchtgemeinschaft bei der Europameisterschaft in Leipzig an, mit einer Gruppe von vier Tieren errangen sie den Meistertitel. Rammler „Nanno“ wurde zusätzlich Europachampion.
Für den Erfolg sieht Züchter Jürgen Stephan verschiedene Gründe. „Wir haben eine kleine Zucht“, so der 45-Jährige, „der Vorteil ist, dass wir uns intensiver um die Tiere kümmern können.“ Die Zuchtgemeinschaft hält etwa 20 Tiere für die Zucht. „Unsere Kaninchen sind relativ zahm. Dadurch, dass wir uns intensiv mit ihnen beschäftigen, bleiben sie auch in Wettbewerbssituationen relativ ruhig“, so der Experte.
Ein Tier müsse sich präsentieren können. „Das muss man üben. Zum Beispiel dreht in einem Wettbewerb der Richter jedes Kaninchen auch einmal auf den Rücken, um sich den Bauch anzuschauen. Wenn die Tiere an so etwas gewöhnt sind, ist das natürlich ein Vorteil. Wir versuchen, mit unseren Tieren wöchentlich zu üben, so gewöhnen sie sich daran und wissen, dass nichts Schlimmes passiert.“ Auch das Züchten in der Gemeinschaft zahlt sich dabei aus, zu zweit können sich die Halter besser um die Tiere kümmern. Bei Arbeiten wie dem Krallenschneiden ist dies besonders praktisch: „So ein Deutscher Riese kann schon mal zwölf Kilo wiegen, da ist es hilfreich, wenn man zu zweit arbeiten kann.“
Die Fütterung sei bei der Kaninchenzucht das A und O, erklärt Jürgen Stephan. „Ich habe sogar eigenes Land angepachtet, um meinen Tieren viel und abwechslungsreiches Grünfutter geben zu können“, so der Experte. Ein Bekannter aus dem Verein kenne sich außerdem mit Kräutern aus. Das könne sogar bei leichteren Krankheiten helfen, sagt Stephan. Im Winter bekommen seine Tiere auch mal Steckrüben, „das spiegelt sich auch im Fell wider.“ Genauso wie das regelmäßige Bürsten. Ein paar Tricks gebe es da schon noch, so Stephan, „aber die verrate ich nicht“.
Bei den Deutschen Riesen komme es besonders darauf an, dass die Tiere groß und kräftig gebaut seien, die Ohrenlänge und ein kräftiger Stand seien ebenfalls Merkmale, auf die Preisrichter achten. Sehr wichtig sei natürlich auch die Fellqualität, Dichte und Gleichmäßigkeit seien hier entscheidend.
„Eine besondere Herausforderung bei der Europameisterschaft ist, dass man gegen Tiere aus verschiedenen Ländern antritt. In der Regel kennt man die Züchter aus der Region und kann einschätzen, was für Tiere einen im Wettbewerb erwarten. Bei der Europaschau waren über 25 000 Kaninchen“, berichtet der Züchter. In der Kategorie „Deutsche Riesen, blau“ waren es immerhin noch 37 Konkurrenten. „Die Züchtungen in blau sind relativ selten, da gibt es nicht so viele“, erklärt der 45-Jährige.