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Hochwasserkatastrophe im Westen „Es gibt Tote, es gibt Vermisste“

Sophia Weimer Jan Brinkhus Claus Haffert Dpa
Ein zerstörtes Auto liegt in der Ahr in dem Ort im Kreis Ahrweiler am Tag nach dem Unwetter mit Hochwasser. Mindestens sechs Häuser wurden durch die Fluten zerstört.

Ein zerstörtes Auto liegt in der Ahr in dem Ort im Kreis Ahrweiler am Tag nach dem Unwetter mit Hochwasser. Mindestens sechs Häuser wurden durch die Fluten zerstört.

Thomas Frey/dpa

Ahrweiler/Eifel - Die Wassermassen wälzen sich regelrecht durch die Straßen, ganze Orte versinken in braunen Fluten. Es sind unfassbare Bilder und Szenen, die sich am Donnerstag in der Eifel und in Teilen von Nordrhein-Westfalen abspielen. Das, was die meisten Menschen in Deutschland bislang nur aus weiter Ferne kannten, ist plötzlich ganz nah.

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Koblenz

Mindestens 42 Menschen sterben nach Überflutungen und Dauerregen. In Rheinland-Pfalz werden auch am Nachmittag noch Dutzende Menschen vermisst. Mehrere Häuser sind eingestürzt, viele instabil. Menschen fliehen in Not auf ihre Hausdächer und warten auf Rettung.

Als die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) im Landtag in Mainz das Wort ergreift, wird deutlich, welche Katastrophe sich gerade ereignet hat - und noch ereignet. „Es gibt Tote, es gibt Vermisste, es gibt viele, die noch in Gefahr sind“, sagt Dreyer. „Es ist wirklich verheerend.“ Ganze Orte seien überflutet, Häuser einfach weggeschwommen.

Rettung gestaltet sich schwierig

Polizeihubschrauber sind unterwegs, um Menschen von Hausdächern zu retten. Es gebe sehr viele Vermisste, sagt Dreyer. Es sei unklar, ob sie sich selbst hätten retten können. Sie zu erreichen, sei schwierig, da das Mobilfunknetz zum Teil ausgefallen sei.

Auch in Nordrhein-Westfalen bleiben nach der Katastrophe Zerstörung und Verwüstung. Mindestens 24 Menschen sterben im Zusammenhang mit dem Hochwasser, allein im Kreis Euskirchen im Süden des Landes kommen nach Behördenangaben 15 Menschen ums Leben. In Solingen retteten Einsatzkräfte etwa 130 Menschen aus akuter Not vor den Fluten. „Wir haben die Menschen über Drehleitern, Boote, Bojen herausgeholt“, sagte ein Feuerwehrsprecher. Es sind Bilder, mitten aus Deutschland, die hilflos machen.

Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) lassen Schläuche in die Steinbachtalsperre hinab, um das Wasser abzupumpen. Der Damm der Talsperre droht einstürzen.

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Dpa
Hannover

Orte von Außenwelt abgeschnitten

Teilweise bestehe kein Zugang zu den Orten, teilte der Kreis Euskirchen mit. Im Kreisgebiet sei die Kommunikation weitgehend ausgefallen. Auch der Feuerwehr-Notruf 112 und die Kreisverwaltung seien nicht zu erreichen. Die Altstadt von Bad Münstereifel wurde völlig verwüstet. Am Mittag stehen die Menschen fassungslos zwischen den Trümmern.

In Rheinland-Pfalz traf es den kleinen Eifel-Ort Schuld besonders schwer. Das Dorf mit etwa 700 Einwohnern - nahe der Landesgrenze zu NRW - liegt in einer Schleife an der Ahr, die normalerweise ein kleiner Fluss ist. Nun hat sich die Ahr in ein reißendes Gewässer verwandelt. Die Fluten rissen mehrere Häuser weg. Es lief ein dramatischer Rettungseinsatz, weil sich Dutzende Menschen auf den Dächern in Sicherheit gebracht haben. Viele weitere Häuser gelten nun als einsturzgefährdet.

18 Tote im Raum Bad Neuenahr-Ahrweiler

18 Menschen starben nach ersten Erkenntnissen im Raum Bad Neuenahr-Ahrweiler. Auf Bildern zeigt sich die Gewalt, mit der das Wasser die Dörfer und Orte überflutet hat: Autos, Bäume, ganze Häuser sind einfach weggerissen, Trümmer stapeln sich im schmutzigen Wasser, Brücken sind zusammengestürzt.

UNWETTER IN BRAKE Überschwemmungen in Braker Kirchenstraße

Luftaufnahmen lassen das Ausmaß besonders erahnen: Das Eifel-Örtchen Schuld ist völlig verwüstet, auch Altenburg, ein Ortsteil von Altenahr, versinkt regelrecht in den gefährlichen Fluten.

An einigen Talsperren in NRW wird das Wasser kontrolliert abgelassen, eine Ortschaft unterhalb der Bevertalsperre im Bergischen Land wird mit einem Boot evakuiert. An der Steinbachtalsperre in Rheinland-Pfalz veranlasst das falsche Gerücht eines Dammbruchs Dutzende Bewohner von Heimersheim zur Flucht auf höhergelegenes Terrain. „Wir haben gehört, die Flutwelle kommt“, rufen sie, Panikstimmung macht sich breit. Die Kreisverwaltung Ahrweiler stellt klar, dass von einem Dammbruch keine Rede sein könne. Doch vielerorts bleiben zunächst die Sorge und die Ungewissheit.

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