Victorbur - Der Chor der St. Victor-Kirchengemeinde in Victorbur wird 75 Jahre alt. Das Jubiläum wird groß gefeiert, um auch an die Anfänge zu erinnern. Aber treffen Kirchenchöre heute noch den Nerv der Zeit? Pastorin Andrea Düring-Hoogstraat leitet den Chor und sieht damals wie heute ähnliche Beweggründe für das gemeinsame Singen.

Über den Chor

Der Gesangschor ist 1948 gegründet worden. Der entscheidende Anstoss dazu kam vom späteren Diakon Theodor Kramer. Für kurze Zeit war dann der Ekelser Dorflehrer Seeger im Chor tätig. Die längste Amtszeit als Chorleiterin hatte Rudolfa Gerdes, geb. Fokken aus Uthwerdum, die immerhin drei Jahrzehnte den Taktstock schwang – gefolgt von Ursula Westermann, Johanna Hangen und Angelika Fluss-Scheepker.Seit 1997 leitet nun mittlerweile Pastorin Andrea Düring-Hoogstraat den Chor, die eigentlich nur kurz „übergangsweise“ als Dirigentin eingesprungen war und mittlerweile fest verwachsen ist mit der Chorfamilie.

Die Chorarbeit .findet jeden Montag ab 18 Uhr im Gemeindesaal an der Kirche in Victorbur statt. Er freut sich auch über neue Stimmen. Wer Interesse an moderner christlicher Chorliteratur hat, ist herzlich willkommen. Infos gibt es bei Andrea Düring-Hoogstraat unter 04942/9116-0.

Zum Jubiläum mit dem plattdeutschen Geburtstagsgottesdienst lädt die Kirchengemeinde am Reformationstag, 31. Oktober um 19.30 Uhr, in die St..Victor-Kirche ein. Hierzu hat der Chor unter der Leitung von Pastorin Düring-Hoogstraat eigens eine plattdeutsche Liturgie entwickelt. 

Als Gäste besuchen aus langjähriger Verbundenheit der Victorburer Posaunenchor, de Victorburer Gitarrenchor und der Gemischte Chor Südbrookmerland den „Jubilar“ zum Geburtstagsgottesdienst am Reformationstag. Alle, die sich mit Chor und Kirchenmusik verbunden fühlen, sind herzlich willkommen. Die plattdeutsche Predigt wird Pastor Jürgen Hoogstraat halten. Nach dem Gottesdienst wird zu Tee und Kuchen in den Gemeindesaal eingeladen.

Düring-Hoogstraat ist seit 1993 in Victorbur als Pastorin tätig, gemeinsam mit ihrem Mann Jürgen Hoogstraat betreut sie seit 30 Jahren die lutherische St. Victor-Kirchengemeinde in Victorbur mit 5500 Gemeindegliedern.

Heute haben viele Spotify und andere Musikplattformen im Handy. Warum also noch selbst singen?

Andrea Düring-Hoogstraat Die Begeisterung für das Singen ist ungebrochen – selbst die Coronapandemie konnte ihr nichts anhaben. Wir sind froh, dass wir insgesamt sieben musikalische Gruppen in der Gemeinde haben. Neben dem Kirchenchor sind das der Gitarrenchor (von 1977), der Posaunenchor (von 1921), der Gospelchor (von 2006), der Engelschor für Kinder (von 1994), die Flötengruppe für Erwachsene ( von 2000) und für Jugendliche (von 2010).

Viele Chöre verlieren Mitglieder. Durch Corona blieben Menschen fern. Wie sieht das in Victorbur aus?

Düring-Hoogstraat Wir sind sehr dankbar, dass sich immer wieder neue Mitglieder für die Chöre finden. So hat der Gospelchor beispielsweise seine Mitgliederzahl in einem Jahr fast verdoppelt und auch die andere Chöre dürfen immer wieder neue Mitglieder begrüßen.

Wie sieht die Zukunft für den Victorburer Chor aus?

Düring-Hoogstraat Wir erstellen in diesen Tagen unser Jahresprogramm für 2024. Die ersten Anfragen sind bereits für den Monat Februar für die Bibelwochen in Filsum und Bagband eingetroffen und wir wollen uns auch etwas Schönes für unser Kindergartenjubiläum im Mai überlegen. 15 Einsätze sind bereits fest eingetragen.

Was war 1948 der Motor für die Gründung des Chores?

Düring-Hoogstraat In einem alten Protokoll von damals steht: „Singen zur Ehre Gottes, Singen, um die Menschen mit fröhlichem Gesang zu erfreuen, Singen zur Bereicherung unserer Gottesdienste, Singen zur eigenen Freude, Erbauung und Pflege von Freundschaften in der Gemeinde…“ Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Das war damals. Lässt sich das auf heute übertragen?

Düring-Hoogstraat Genau das sind auch die Quellen, aus denen die heutigen Sängerinnen und Sänger immer wieder den Mut schöpfen, in den wöchentlichen Chorproben musikalisches Neuland zu betreten, überlieferte Glaubenslieder und moderne frische Chormusik einzustudieren. Zum Jubiläum wurde sogar eine plattdeutsche Liturgie entwickelt, die jetzt Premiere feiern wird.

Können Kirchenlieder die Menschen heute noch begeistern?

Düring-Hoogstraat Wir sind eine große lebendige Gemeinde und da gibt es natürlich verschiedene „Geschmacksrichtungen“ in der Musik. Dafür gibt es ja die verschiedenen Chöre. Aber wir bekommen oft sehr positive Rückmeldungen für unsere Beiträge und vor allem unsere plattdeutschen Liedtexte haben wir auch schon von ganz anderen Chören an anderen Orten gehört – sie müssen also wohl „angekommen“ sein.

Wie sehen sich die Chormitglieder selbst?

Düring-Hoogstraat „Wir werden als Chor zwar 75 Jahre alt, wenn wir miteinander singen, sind wir alle wieder 17!“ – sagte jüngst eine Chorsängerin zum Jubiläumstag.

Was macht das Chorleben sonst noch aus?

Düring-Hoogstraat Zum Chorleben gehören auch gesellige Veranstaltungen wie z.B. Grillabende im Sommer, ein gemeinsames Frühstück und stimmungsvolle Adventsfeiern. Dazu kommen die beliebten Kirchenchor-Fahrten mit auswärtigem Choreinsatz in einem Gottesdienst wie zu den Bibelwochen in Bagband oder Loquard, an denen der Chor seit Jahrzehnten mitwirkt. In Bagband wurde der Chor im Februar für 50 Jahre Begleitung der „Woche unter dem Wort“ geehrt.

Und sonst?

Düring-Hoogstraat Auch sonst ist der Chor gern unterwegs und wirkte in den letzten Jahren unter anderem an Gottesdiensten in der Gereformeerden Kerk in Emmen/Niederlande, bei Erntedankfesten auf dem Bauernhof in Jennelt, in der Partnergemeinde Mildenau/Sachsen; in der Inselkirche Baltrum, der reformierten Kirche Jemgum/Rheiderland; der lutherischen Kirche Papenburg, der Christuskirche Leer, der Altreformierten Gemeinde Campen oder auch auf Veranstaltungen wie der Landesgartenschau in Landesgartenschau Papenburg mit.

Günther Meyer
Günther Meyer Ostfriesland-Redaktion/Aurich